25. März Erstes Kapitel 17
unsre Wünsche ausfällt. Wenn die Gesetzgebung, nachdem Beschlüsse
gefaßt worden sind, die sich mit der Aufgabe und dem Interesse
des Staates nicht vertragen, nicht ausreichen sollte, so kann sie
leicht ergänzt und abgeändert werden. . . . Solange man andre Wege
nicht weiß, ist das Verlangen nach Unterstützung der vernünftigern
Bischöfe durch den preußischen Staat hohle Redensart. Übrigens
werden die von mir hier angedeuteten Wege in allen Fällen zum
Ziele führen, wenn auch nicht gleich vollständig.“
25. März. Der Chef will Klaczkos Berufung in die Re-
gierung in Wien besprochen sehen. Er sagte mir: „Beust beabsichtigt
damit die polnische Frage zu heizen. Weisen Sie auf die publi-
zistische Thätigkeit dieses unermüdlichen Agitators hin und auf seinen
bittern Haß gegen Preußen und Rußland, und lassen Sie sich unten
R.s vertrauliche Depesche aus Warschau vom 2. März geben,
worin es heißt, daß die geheimen politischen Vereine der Polen,
die in Lemberg einen neuen Aufstand zur Wiederherstellung der
Unabhängigkeit Polens vorbereiten, Klaczko durch eine Deputation
zu seiner neuen Stellung in unmittelbarer Nähe des Reichskanzlers
gratuliert haben. Den Aufssatz schicken Sie zunächst der Kölnischen
Zeitung, dann lassen Sie Ahnliches durch die Provinzialpresse gehn.
Zuletzt lassen wirs an Reuß gelangen, der es in russischen Blättern
abdrucken läßt. Es kann auch in die Kreuzzeitung kommen, und
es muß dann immer wieder auftauchen und sich in andrer Gestalt
in Erinnerung bringen.“
Nachmittags. Geheimrat Abeken überreicht mir im Auftrage
des Ministers folgendes Schriftstück (anscheinend nach einer Depesche
verfaßt) zur Beachtung:
„Die Stellung der österreichischen Regierung zum Konzil wird
immer schwerer zu erkennen. Alle Organe der öffentlichen Meinung
stehen auf seiten der österreichischen Bischöfe, die in Rom eine so
würdige und entschiedne Stellung eingenommen. Dem entsprach es,
was die Regierung über ihre Schritte in Rom in die Presse ge-
langen zu lassen für gut fand. Die Nachrichten von dort her dagegen
wußten nur von möglichst lauer und eindrucksloser Ausführung
dieser Schritte zu erzählen. Jetzt kommen die widersprechendsten
Nachrichten! Der österreichische Botschafter soll den — bekanntlich
nicht sehr wirkungsreichen — Schritt des französischen Botschafters
Busch, Tagebuchblätter 1 2