Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

468 Dreizehntes Kapitel 2. Dezember 
ich mich als einfachen Landjunker, jetzt, wo ich gewissermaßen zur 
Pairie gehöre, wachsen die Ansprüche, und die Güter bringen 
nichts.“ — „Als Gesandter in Frankfurt ging es, da hatte ich 
immer was übrig. Auch in Petersburg, wo ich kein Haus zu 
machen brauchte und auch keins machte.“ 
Er erzählte dann von der Kiefermehl- und Holzpappefabrik in 
Varzin, von der er sich viel Gutes zu versprechen schien. Der 
Pächter verzinse ihm das Geld, das er in die Mühlen und andre 
derartige Anstalten gesteckt habe. 
Wie viel das wäre, fragte jemand. 
„Vierzig- bis fünfzigtausend Thaler. Er bezahlt mir — sagte 
er — für die Wasserkraft, die bisher unbenutzt lag, jährlich zwei- 
tausend Thaler, er kauft mir meine Kiefernklötze ab, die ich sonst 
kaum verwerten könnte, und nach dreißig Jahren muß er mir alle 
Mühlen in dem Zustande zurückgeben, in dem er sie erhalten hat. 
Jetzt ist bloß eine da, es soll aber eine zweite hinzukommen, wo 
das Wasser mit mehr Gewalt herabfällt, und später eine dritte.“ 
Was der Pächter denn eigentlich mache? 
Pappe zu Einbänden, zum Verpacken, zu Schachteln und der- 
gleichen, vorzüglich für Berlin, und Kiefermehltafeln, die nach Eng- 
land gingen, wo man sie auflöse und durch Mischung mit andern 
Stoffen in Papier verwandle — was er uns alles sachkundig aus- 
einandersetzte. 
Nachmittags war Friedländer mit einer Einladung dan ich sollte 
zur Feier des Geburtstags des Leutnants aus Lübeck kommen. 
Mußte wegen Zeitmangel ablehnen. Unser dicker Freund wußte 
genau, weshalb nicht bombardiert wird. „Blumenthal will nicht, 
weil der Kronprinz nicht dran will — sagte er —, und hinter dem 
stehen wieder die beiden Viktorias.“ So hat sich in diesen Tagen 
ein Artillerieoffizier gegen ihn geäußert. 
Nachtrag: Nach einem Bileistiftzettelchen, das ich erst jetzt 
finde, sagte gestern Bohlen bei Tische, es sollten von den Franzosen 
aus Deutschland Bilder und wertvolle Handschriften entführt worden 
sein, die wir noch nicht zurückhätten. 
„Das wird — bemerkte ein andrer von uns — schwer zu 
remedieren sein.“ 
Chef: „Nun, da kann man ja andre dafür nehmen, die gleichen
	        
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