3. Dezember Dreizehntes Kapitel 469
Wert haben. Wir könnten z. B. die besten Bilder aus der hiesigen
Nationalgalerie einpacken."
„Ja und nach Amerika verkaufen — ruft Bohlen —, die geben
uns schweres Geld dafür.“
Sonnabend, den 3. Dezember. Während der Nacht wurde
wieder im Norden stark kanoniert, dagegen fielen im Laufe des
Tages nur einzelne Schüsse aus schwerem Geschütz. Es müssen
gestern im Osten und Nordosten von Paris heftige Kämpfe mit be-
deutenden Verlusten auch auf unfrer Seite stattgefunden haben, und
wahrscheinlich haben die Franzosen am Abend noch bei den Dörfern
Brie, Villiers und Champigny eine Stellung behauptet, die ur-
sprünglich zu unsern Linien gehörte. Ich befördere eine auf diese
Vorgänge bezügliche Mitteilung des Generalstabs, die die Behaup-
tung dieser Punkte durch unfre Truppen ungewiß läßt und nur
von Zurückwerfung der mit starken Massen ausgebrochnen Fran-
zosen durch die Sachsen (die ein ganzes Bataillon verloren haben
sollen), die Württemberger und das 2. Korps spricht, melde ferner
ein für uns siegreiches Gefecht bei Loigny und Artenay telegraphisch
nach Deutschland. Der Chef fährt halb zwei Uhr zum Großherzog
von Baden, dessen Gemahlin heute ihren Geburtstag hat, und
speist später beim Könige. Wir haben den Grafen Holnstein beim
Diner als Gast, der am vergangnen Sonnabend in der Nacht zum
Könige von Bayern in Hohenschwangau abgereist und schon heute
mittag wieder hier eingetroffen ist.
„Es ist eine weltgeschichtliche Tour, die Sie gemacht haben,“
sagt Bohlen zu ihm.
Ich fragte Bucher darüber.
„Der Graf ist in der Kaiserfrage weggewesen und bringt gute
Nachricht mit,“ erwiderte er.
Das scheint richtig zu sein; denn Krüger erzählte dann, daß
der Kanzler, als Holnstein zu ihm gekommen, ihn sofort in seinem
Schlaf= und Arbeitszimmer empfangen und bald nachher Cham-
pagner bestellt habe. 1
1 Graf Holnstein brauchte für Hin= und Rückreise nach und von Hohen-
schwangau trotz der schlechten Verbindungen nur sechs Tage und brachte das
Schreiben des Königs Ludwig mit dem Angebot der Kaiserkrone, das Prinz
Luitpold an demselben Tage vor der Tafel dem König Wilhelm überreichte.