Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

12. Dezember Vierzehntes Kapitel 515 
der sich als Offizier im Generalstabe Garibaldis unterzeichne. In 
diesem Briefe, der Autun, den 16. November datiert und an die 
Redaktion des Journals Droits de l'homme gerichtet ist, heißt es: 
„Aus dem Poststempel meines Schreibens ersehen Sie, wo 
wir uns befinden — in der ärgsten Pfaffenstadt, die es in Frank— 
reich giebt. Sie ist ein Hauptherd der monarchischen Reaktion. 
Sie sieht weniger wie eine Stadt, als wie ein ungeheures Kloster 
aus, große schwarze Mauern, vergitterte Fenster, hinter denen in 
Dunkelheit und Schweigen Mönche aller Farben für die gute Sache, 
für das göttliche Recht konspirieren und beten. Auf der Straße 
streift das rote Hemd bei jedem Schritt den schwarzen Priesterrock, 
und bis zu den Kaufleuten hinab giebt es nichts, was nicht ein 
mystisches, von Weihwasser getränktes Aussehen hätte. So stehen 
wir hier auf dem Index, und die Verleumdungen regnen auf uns 
in einer Fülle herab, die die Wasser der Sündflut überbieten kann. 
Eine Verletzung der Mannszucht — ein Fall, der bei Freischaren 
und Freiwilligenheeren unvermeidlich ist — wird augenblicklich zu 
einem großen Verbrechen umgestaltet. Aus nichts macht man eine 
todeswürdige Unthat. Oft gebiert der kreißende Berg eine Maus, 
aber der schlimme Eindruck auf die öffentliche Meinung, der dadurch 
hervorgebracht worden ist, bleibt trotzdem. 
„Würden Sie es glauben? Die Behörde selbst erschwert uns 
das Handeln. Die Behörde, die sich — ich hoffe, unwissentlich — 
zum Echo der Verleumder macht, beobachtet uns mit übelwollendem 
Blicke, und es fehlt wenig daran, daß unsre Mitbürger unsre Armee 
als eine Räuberbande betrachten. Ja, glauben Sie mir, die Monar— 
chisten aller Farben haben ihre unheilvollen Bestrebungen durchaus 
nicht aufgegeben, und sie hassen uns, weil wir geschworen haben, 
die Marktschreierbühnen nirgends mehr bestehen zu lassen, von denen 
herab die Könige und Kaiser den Völkern die Befehle ihrer Launen 
diktieren. Ja, wir sagen es laut, wir sind die Soldaten der 
Revolution, und ich füge hinzu, nicht bloß der französischen, 
sondern der kosmopolitischen Revolution. Italiener, Spanier, 
Polen, Ungarn haben, indem sie herbeieilten, um sich unter das 
Banner Frankreichs zu scharen, begriffen, daß sie die universelle 
Republik verteidigen. Der Kampf hat jetzt sein Wesen deutlich 
ausgeprägt: es ist der Kampf zwischen dem Prinzip des göttlichen 
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