524 Vierzehntes Kapitel 15. Dezember
Bei der Nachtischcigarre fragte er, ob die Herren vom Büreau
rauchten.
„Alle,“ antwortete Abeken.
„Nun dann soll Engel doch die Hamburger Eigarren an sie
verteilen. Ich habe so viel davon bekommen, daß ich, wenn der
Krieg noch zwölf Monate dauert, immer noch welche mit nach
Hause bringe.“
Nach neun Uhr abends zweimal zum Minister gerufen. Ich
soll die von mir angestrichnen Stellen der Nationalzeitung vom
11. und deren Feuilleton, desgleichen die Nachricht der Norddeutschen
Allgemeinen Zeitung von demselben Datum, daß das Dresdner
Journal gegen die ungerechten Behauptungen des Koburgers über
den Anteil der Sachsen an dem letzten großen Kampfe vor Paris
Verwahrung einlegt, für den König herausschneiden und aufkleben.
Ferner die Notiz in die Presse gebracht, daß Tarbé, der Redakteur
des jetzt in Brüssel erscheinenden Gaulois, dadurch aus Paris und
durch die preußischen Linien entkommen ist, daß er einem Schweizer
seinen Passierschein für zehntausend Franken abgekauft hat. „Den
andern Schweizer (der nach unfrer Quelle einem zweiten Pariser
die Erlaubnis zum Durchgang durch unfre Postenkette für sechs-
tausend Franken abgetreten hat) lassen Sie unerwähnt,“ sagte der
Chef. „Es sieht aus, als wollten wir die Schweiz chikanieren, und
das ist doch nicht unfre Absicht.“
Donnerstag, den 15. Dezember. Das Wetter lau. Es
wird von den Forts fast gar nicht geschossen.
Bei Tische waren von Gästen zunächst die Grafen Franken-
berg und Lehndorff zugegen. Eine halbe Stunde später erschien
auch Fürst Pleß. Der Minister war recht aufgeräumt und ge-
sprächig.
Man unterhielt sich zuerst von der Tagesfrage, d. h. vom
Beginn des Bombardements, und der Chef äußerte, es sei nun
wohl in acht oder zehn Tagen zu erwarten, der Erfolg aber werde
in den ersten Wochen vielleicht gering sein, da die Pariser Zeit
gehabt hätten, Vorkehrungen dagegen zu treffen.!
1 Am 14. hatte Bismarck mit Roon bei Moltke eine Besprechung. Schnei-
der III, 118.