16. Dezember Fünfzehntes Kapitel 529
eine Stadt für die Handlungsweise eines einzelnen Bürgers zu be—
strafen, dessen ganze Schuld darin bestand, daß er sich gegen die
fremden Eindringlinge erhob, haben Oberoffiziere ihre Plünderung
und Anzündung befohlen, wobei sie die ihren Truppen auferlegte
unerbittliche Mannszucht mißbrauchten. Jedes Haus, wo ein Franc-
tireur verborgen oder gespeist wurde, ist niedergebrannt worden.
Wo bleibt da das Eigentum?" Wir hätten, so heißt es in dem
Rundschreiben weiter, mit der Beschießung offner Städte ein Ver-
fahren eingeschlagen, das in der Geschichte einzig dastehe. Endlich
hätten wir uns unter andern Grausamkeiten auch der schuldig ge-
macht, auf Eisenbahnzügen Geiseln mitzunehmen, um vor Aushebung
der Schienen und andern Beschädigungen und Gefährdungen ge-
sichert zu sein.
Wir bemerken hierzu folgendes. Wenn Herr de Chaudordy
etwas vom Kriege verstünde, so würde er sich über die Opfer, die
unfre Operationen der französischen Bevölkerung auferlegen, nicht
beklagen, sondern sich wundern, daß sie vergleichsweise mäßig sind.
Die deutschen Truppen ferner achten überall das Privateigentum,
aber freilich darf man von ihnen nicht verlangen, daß sie nach
Gewaltmärschen, nach heftigen Kämpfen, nachdem sie Kälte und
Hunger ertragen haben, darauf verzichten sollen, sich möglichst bequem
unter Dach zu bringen und sich das, was sonst zur unmittelbaren
Notdurft gehört, Speise, Trank und Holz z. B., von den Be-
wohnern der betreffenden Orte geben lassen oder, im Falle diese
geflüchtet sind, sich nehmen. Im übrigen ist zu konstatieren, daß
sie, statt, wie Herr de Chaudordy behauptet, sich am Privateigen-
tum zu vergreifen, vielfach gerade umgekehrt Gegenstände von künst-
lerischem oder sonstigem Werte, die durch das Feuer der französischen
Geschütze gefährdet waren, mit Hintansetzung ihres eignen Lebens
für die Eigentümer gerettet haben. Wir haben Dörfer niedergebrannt.
Aber weiß der Ankläger nichts von der Ursache, nichts davon, daß
aus ihnen Franctireurs meuchlerisch auf unfre Leute geschossen, daß
die Bewohner dieser Ortschaften den Mördern dabei geholfen und
ihnen in jeder Weise Vorschub geleistet hatten? Hat er nichts davon
gehört, daß die Franctireurs, die sich neulich von Fontaines nach
Lyon begaben, ganz offen und ungescheut davon sprachen, daß der
Zweck ihres Marsches die Besichtigung der Häuser in der Umgegend
Busch, Tagebuchblätter I 34