Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

532 Fünfzehntes Kapitel 16. Dezember 
werde, zu der eine Majorität von zwei Dritteilen der Stimmen 
erforderlich ist; man wisse schon, daß er nur etwa vierzig Stimmen 
gegen sich haben werde. Auch daß er von der Kammer der Reichs- 
räte keine Ablehnung erfahren werde, sei so gut wie sicher. 
Der Chef bemerkte: „Thüngen wird wohl dafür sein.“ 
Holnstein erwiderte: „Ich glaube; denn der hat ja auch für 
die Beteiligung am Kriege gestimmt." 
„Ja — sagte der Minister —, der gehört zu den ehrlichen 
Partikularisten; aber es giebt auch Partikularisten, die nicht ehrlich 
sind, die andre Zwecke verfolgen." 
Holnstein versetzte: „Gewiß! von den Patrioten haben welche 
das deutlich gezeigt, sie haben das "Für König und Vaterlande 
weggelassen und bloß das Mit Gott“ beibehalten.“ 
Putbus brachte das Gespräch dann auf das nahe Fest und 
meinte, es sei doch hübsch, daß die Leute in den Lazaretten auch 
ihren Weihnachtsbaum haben sollten. Es werde dafür gesammelt, 
und man habe schon zweitausendfünfhundert Franken beisammen. 
„Pleß und ich haben gezeichnet,“ fuhr er fort. „Dann hat 
man es auch dem Weimaraner vorgelegt, und der hat fünfhundert 
Franken gegeben, der Coburger, der hernach drangekriegt wurde, 
zweihundert. Er ist gewiß nicht gern drangegangen.“ — „Er hat 
es so einrichten müssen, daß er nicht mehr als der Weimaraner 
und nicht weniger als Pleß schrieb." 
„Ja — sagte der Minister —, dem ists gewiß sauer geworden.“ 
Putbus: „Aber er ist ja reich." 
Chef: „Sehr reich.“ 
„Nun ja, er hat den großen Wald gekriegt, der über eine 
Million wert ist." 
Chef: „Den hat ihm die Kronprinzessin verschafft mit allerlei 
Künsten, auch bei mir. Aber bei mir ists jetzt aus mit ihm. Meine 
Unterschrift bekommt er nicht wieder.“ — „Zweihundert Franks 
übrigens — da hat er sich nicht sehr angegriffen. Das ist ja nicht 
viel über fünfzig Thaler, sieht ihm aber ganz ähnlich.“ 
Putbus äußerte, man werde die Liste auch Seiner Majestät 
vorlegen, worauf der Chef bemerkte: „Nun, mir werden Sie die 
Beteiligung daran doch auch gestatten?“ 
Jemand erwähnte hierauf, daß der — „sich auch in andrer
	        
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