Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

20. Dezember Fünfzehntes Kapitel 551 
Lebensmittel für mehrere Monate auf den Mont Valeérien bringen 
lassen, um sich mit den Truppen, die sich um ihn sammeln würden, 
dorthin zurückzuziehen, nachdem die Kapitulation von Paris zur 
Notwendigkeit geworden, und um auf diese Weise Einfluß auf die 
Geschicke Frankreichs zu üben, nachdem der Frieden abgeschlossen 
worden. Man glaubt, daß dieses Verfahren den Zweck verfolgt, 
die Interessen der Familie Orleans wahrzunehmen, zu deren An- 
hängern der General Trochu gehören soll.“ 
Als ich diese Artikel im Büreau zur Beförderung abgab, teilte 
mir Keudell mit, der Chef habe bewilligt, daß mir von jetzt an 
alle Eingänge und Ausgänge von Staatsschriften auf Verlangen 
zur Einsicht vorgelegt würden, gab mir sogleich ein Telegramm von 
der Hand des Ministers, das sich auf Luxemburg bezog, zu lesen 
und schickte mir dann durch Wollmann die meine bessere Information 
betreffende Verfügung. 
Als der Minister nach drei Uhr zum Könige gefahren war, 
machte ich mit Wollmann eine Tour durch die Stadt und zunächst 
über die Avenue de Saint Cloud. Da kommt uns von weitem auf 
dem Fahrweg eine eigentümliche dunkelblaue Masse entgegen. Es 
scheinen Soldaten und doch auch nicht Soldaten zu sein. In ge- 
schlossenen Gliedern, mit taktmäßigem Schritt marschiert es heran. 
Gewehre und keine Bajonette, weder Mützen noch Helme, auch 
kein weißes Lederzeug. Erst als der Zug näher rückt, erkenne ich 
die schwarzen Glanzhüte der Matrosen unfrer Marine, ihre schwarzen 
Gürtel und Tragriemen, ihre glatten Tornister, ihre Peajacken und 
ihre Cutlasse. Es sind etwa hundert Mann mit fünf oder sechs 
Offizieren, von denen wir, als der Trupp Halt macht, erfahren, 
daß sie die Besatzung der vier von den Leuten des Prinzen Friedrich 
Karl erbeuteten Loiredampfer bilden sollen. Sie werden, wie es 
scheint, auf der Rue de la Pompe und auf der Rue Hoche ein- 
quartiert. Viele stramme und schmucke Burschen darunter. Fran- 
zosen sammeln sich in Menge um sie und betrachten die hier noch 
nicht gesehnen rätselhaften Fremdlinge. „Es sind deutsche See- 
leute,“ höre ich einen sagen. „Die können alle Sprachen reden 
(ce sont des polyglottes) und werden den Preußen als Dolmetscher 
dienen.“ 
Bald nach sechs Uhr erschien der Kronprinz mit seinem
	        
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