Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

8. Juli Erstes Kapitel 33 
über die erhitzten Herren, die gern jemand umbringen möchten, 
und nicht wissen, wen, wäre die geeignete, um dem Skandal bald 
ein Ende zu machen und ernstliche Komplikationen zu verhüten. 
Nachschrift: Unter der 1868 gestürzten Regierung in Spanien 
kamen die Protestanten noch auf die Galeeren.“ 
Eine andre Gedankensendung Buchers aus Varzin und von dem— 
selben Datum lautete: „Wenn man das Beispiel Ludwig Philipps 
anführt, der 1831 Belgiens Krone für den Herzog von Nemours 
ausgeschlagen hat, weil das Besorgnis erregt, oder den Einspruch 
Englands gegen die Vermählung des Herzogs von Montpensier mit 
der Schwester der Königin Isabella hervorgerufen haben würde, 
so paßt das sehr wenig; denn der Prinz von Hohenzollern ist kein 
Sohn, sondern ein entfernter Stammgenosse König Wilhelms, und 
Spanien grenzt nicht an Preußen.“ 
Ein drittes Thema aus Varzin von demselben Tage war fol- 
gendes: „Soll Spanien erst gehorsamst in den Tuilerien anfragen, 
ob der König, den es sich geben will, dort genehm ist? Ist die 
spanische Krone ein Zubehör Frankreichs? Schon früher wurde es 
in einer preußischen Thronrede ausgesprochen, daß wir infolge der 
Ereignisse in Spanien keinen andern Wunsch hegen als den, daß 
das spanische Volk unabhängig Fürsorge treffen möge für seine 
Wohlfahrt und Macht. Der Versuch der Spanier, sich auf eigne 
Füße zu stellen, läßt in Frankreich, wo sonst so viel von Selbst- 
bestimmung der Völker die Rede ist, sofort die Grundsätze der alten 
Diplomatie wieder aufleben, die vor 160 Jahren den spanischen 
Erbfolgekrieg entzündete." 
Ebenfalls am 8. Juli traf ein Telegramm des Bundeskanzlers 
an den Staatssekretär (von Thile) ein, das dieser mir zur Beachtung 
übergab, und das ungefähr folgendermaßen lautete: Ich habe nunmehr 
in der Depesche des Grafen Solms den offiziellen Text der Rede 
Gramonts!# gelesen und finde die Sprache des französischen Ministers 
viel plumper und anmaßender, als ich erwartete. Ich bin in 
Zweifel, ob das bloß Ungeschick oder Folge eines bereits gefaßten 
Entschlusses ist. Für das letztere scheint der Lärm zu sprechen, 
  
1 Am 6. Juli im Gesetzgebenden Körper: Frankreich werde nicht dulden, 
daß eine fremde Macht in Spanien einen König einsetze. 
Busch, Tagebuchblätter 1 3
	        
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