Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

42 Erstes Kapitel 14., 15. Juli 
schüttert, daß es sich lange nicht wiederherstellen lassen wird, und 
wenn das dem Handel und der Industrie schadet, indem man ge— 
sehen hat, was für eine Mörderhöhle Frankreich für uns ist, so 
mag man sich dort an das persönliche Regiment halten.“ 
Der Minister will ferner, daß in der nichtoffiziösen Presse 
beiläufig bemerkt wird, unter den süddeutschen Höfen hätten sich 
der in München und der in Karlsruhe in sehr befriedigender Weise, 
der in Stuttgart dagegen ausweichend in der Sache ausgesprochen. 
Es soll endlich in einem der hiesigen Blätter mitgeteilt werden, 
Graf Bismarck sei nach Ems berufen worden, um dem Könige Vor- 
trag über die Einberufung des Reichstags zu halten. In einer Kur 
unterbrochen, sei er auf die neusten Nachrichten in betreff der Ver- 
wicklung wegen Spanien in Berlin geblieben, um weitere Befehle Sr. 
Majestät abzuwarten oder eventuell nach Varzin zurückzukehren. 
Der Graf sagte darauf: „Ich werde Sie später nochmals rufen 
lassen; denn es wird noch etwas für Braß zu machen sein. Jetzt 
würden wir bald gestört werden.“ Fünf Minuten nachher erschien 
der Kronprinz im Hause und hatte eine lange Unterredung mit ihm. 
14. Juli. In unsern Blättern soll auf die loyale Haltung 
Württembergs hingewiesen werden, „die infolge eines Mißver- 
ständnisses von einigen Blättern als eine ausweichende bezeichnet 
worden sei.“ 
15. Juli. An Wolffs Telegraphenbüreau soll ich folgendes 
Dementi zur Verbreitung schicken: „Die Nachricht der Spenerschen 
Zeitung über die Eröffnung des Reichstags ist nicht genau. Die 
Einberufung desselben ist von seiten des Bundeskanzlers schon vor 
acht Tagen von Varzin her angeregt worden für die Zeit, wo die 
Vorlagen bereit sein würden. Diese Ansicht ist bei Sr. Mgjestät 
noch maßgebend, und so ist zur Beratung der Vorlagen der Bundes- 
rat auf morgen, Sonnabend, einberufen worden.“" 
Abends diktierte mir der Kanzler für die Kreuzzeitung einen 
Artikel „über die Verwechslung der persönlichen oder Privathand- 
lungen des Königs mit seinen amtlichen Funktionen,“ die von seiten 
  
1 Im Jahre vorher hat Bismarck gegen Bunsen unbedingtes Vertrauen 
auf die deutsche Gesinnung und Haltung des Königs von Württemberg ausge- 
sprochen. Poschinger, B. u. d. P. II, 157.
	        
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