Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

24. Juli Erstes Kapitel 49 
Regierung gegen die britische aufreize. Es sei ihm geantwortet 
worden, dies sei nicht der Fall, man führe nur aus, was be- 
fohlen sei. Die öffentliche Meinung in Deutschland übe auf die 
Regierung Einfluß, wie die Presse der letztern auf die öffent- 
liche Meinung wirke. Die Art und Weise, wie man englischer- 
seits die Neutralität ausführe, errege in Deutschland die größte 
Entrüstung, und in gleichem Maße errege es dort Erbitterung, daß 
die englische Regierung zwar anerkenne, Frankreich habe in dem 
Streite mit uns Unrecht, dieser Überzeugung aber noch nicht öffent- 
lich Worte gegeben habe. Der Minister habe darauf entgegnet, 
so lange man sich neutral zu verhalten vorgesetzt, müsse man es in 
jeder Beziehung sein. Wollte man der Ausführung von Kriegs- 
kontrebande durch ein Verbot entgegentreten, so würden die Fran- 
zosen dies als einseitig feindseligen Akt auffassen. Zugleich aber 
heiße es die englische Industrie in den betreffenden Zweigen zu Grunde 
richten und die amerikanische begünstigen. In England wolle vor- 
läufig alle Welt neutrales Verhalten, und infolgedessen ließe sich 
an diesen Dingen im allgemeinen nichts ändern. Indes sei man 
bereit, ungesetzliche Fälle, wenn auf amtlichem Wege Beschwerde 
erfolge, zur Untersuchung und eventuellen Bestrafung zu ziehen. 
Nicht unmöglich erscheine, die Versorgung der Kriegsschiffe Frank- 
reichs mit englischen Kohlen zu verhindern. Nächsten Montag soll 
dem Parlamente der Entwurf zu einem neuen Neutralitätsgesetze 
vorgelegt werden. Der Bericht schließt mit den Sätzen: England 
ist uns in vieler Hinsicht geneigt, will aber für jetzt neutral bleiben. 
Bestürmen wir die dortige öffentliche Meinung durch unfre offiziöse 
Presse weiterhin mit Klagen in dieser Angelegenheit, so wird das 
nichts nützen, könnte aber für die Zukunft Gefahren heraufbeschwören. 
Granville ist nicht, was wir wünschen, aber nicht parteiisch gegen 
uns. Er könnte es jedoch, weiter von uns gereizt, werden. Schwerlich 
werden wir ihn stürzen können, und gelänge dies doch, so würde sein 
voraussichtlicher Nachfolger wahrscheinlich viel schlimmer sein als er. 
24. Juli. Der Graf befiehlt, daß ich der Kölnischen Zeitung 
eine Besprechung der holländischen Kohlenfrage zukommen lasse. 
„Holland — so informierte er mich über dieses Thema — ver- 
langte von uns, daß die Verschiffung preußischer Steinkohlen den 
Rhein hinab wieder gestattet, und daß ein großer Transport solcher 
Busch, Tagebuchblätter 1 4
	        
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