Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

27. Januar Achtzehntes Kapitel 99 
waren dann, wenn ich recht verstand, übereingekommen, daß Bud- 
berg französisch schreiben solle und das Auswärtige Amt gelegent- 
lich auch. 
Der Chef kam dann auf die französischen Unterhändler zu 
sprechen und bemerkte: „Monsieur Dürrbach hat sich vorgestellt als 
membre de l’administration du chemin de fer de I’Est; jy Suis 
beaucoup intéressé — wenn der wüßte, was wir vorhaben!“ 
(Vermutlich Abtretung der Ostbahn.) 
Hatzfeldt bemerkte: „Er hat die Hände über dem Kopf zu- 
sammengeschlagen, als man ihm im Generalstabe auf der Karte die 
Zerstörungen nachgewiesen hat, die sie selbst angerichtet haben, 
Brücken und Tunnel u. s. w. Ich habe — sagte er — stets 
dagegen gesprochen und sie darauf aufmerksam gemacht, daß eine 
Brücke sich in drei Stunden wieder herstellen läßt, aber sie wollten 
nicht hören.““ 
„Ja — versetzte der Chef —, eine Brücke für uns gewiß, aber 
nicht die Eisenbahnbrücken, auf denen die Züge gehen. Es wird 
ihnen jetzt schwer fallen, den Proviant herbeizuschaffen, besonders, 
wenn sie auch im Westen solche Dummheiten vorgenommen haben. — 
Ich denke, sie rechnen auf die Bretagne und die Normandie, wo 
große Schafherden sind, und auf die Hafenplätze. Da sind meines 
Wissens viele Brücken und Tunnel, wenn sie die nur nicht auch 
zerstört haben. Sonst würden sie in große Verlegenheit kommen.“ — 
„Ich hoffe übrigens, daß die in London ihnen bloß Liebesschinken 
schicken werden und nicht etwa Getreide." 
In dieser Weise drehte sich die Unterhaltung eine Weile um 
die Frage der Befriedigung des Magens von Paris. Zuletzt er- 
zählte der Chef noch eine kleine Anekdote von seinem „guten Freunde 
Daumer, der nichts vom Tode wissen wollte.“ „Wir waren da 
einmal auf der Jagd im Taunus und frühstückten gerade. Ich 
machte auf die schöne Aussicht aufmerksam, die man von der Stelle 
hatte. Wie hübsch dort drüben das Dörschen in der Baumgruppe 
läge mit der weißen Kirche! Und wie schön der Kirchhof sich aus- 
nähme da unten! — Was? fragte er. — „Ich meine den Fried- 
hof dort.“ — #Ach, lasse Se mer doch in Ruhe mit de Friedhöfe. 
Se habbe mer damit de ganze Appetit verdorbe, sagte er. Ich 
fragte: Wie viel sind denn noch Würste da?# So viel Se 
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