Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

114 Achtzehntes Kapitel 30. Januar 
hielten. Sie waren ganz genau davon unterrichtet. Wir hatten 
einmal dort herum vierzehnhundert beladne Wagen für sie.“ 
Man kam auf die Hindernisse zu sprechen, auf die wir bei 
Eintreibung der Steuern und Kontributionen stoßen, und der Chef 
setzte Maltzahn auseinander, was er deshalb angeordnet wissen 
wollte. Man müsse, so fügte er dann hinzu, die Zerstreuung der 
Truppen dabei nach Möglichkeit vermeiden, sie für gewöhnlich am 
Hauptorte des Departements oder Arrondissements zusammenhalten 
und von diesem Mittelpunkte aus mit fliegenden Kolonnen gegen 
die Steuerverweigrer, die Freischaren und deren Hehler und Helfers- 
helfer operieren. 
Jemand gedachte der zehn Millionen Franken, die dem Kreise 
um Fontenay wegen Zerstörung der Eisenbahnbrücke auferlegt 
worden sind, und Henckel erklärte als Sachverständiger, das sei ein 
unerfüllbares Verlangen, man werde den Leuten keine zwei Millionen 
abdrücken können. 
„Nicht eine wahrscheinlich,“ sagte der Chef. „Aber so sind 
wir. Immer werden allerlei Dinge angedroht, und hernach kann 
man sie nicht ausführen. Das merkt das Volk endlich und gewöhnt 
sich an die Drohungen.“ 
Graf Maltzahn erzählte, er sei im Fort Issy gewesen. Es 
sähe da greulich aus, Löcher, Kohlen, Splitter und Trümmer, und 
überall Haufen von Unrat und ein abscheulicher Geruch.1 
„Haben Sie denn keine Latrinen gehabt?“ fragte jemand. 
„Wie es den Anschein hat, nicht.“ erwiderte Maltzahn. 
„Dove? — Dove volete, wie in Italien,“ bemerkte ein andrer 
Tischgenosse. „Ja, sie sind ein unreinliches Volk, die Franzosen —. 
sagte der Chef —, ich weiß noch, wie wir in Elermont waren, im 
Stadtschulhause, da wußte man in der Beziehung nicht, wie mans 
machen sollte, um den Anstand einigermaßen zu wahren. Unten 
hatte der Generalstab mit seinen Offizieren und Schreibern die Aus- 
sicht auf die Stelle, und da hatte ich mir zu überlegen, ob ich ihnen 
den Bundeskanzler von vorn oder von hinten zeigen sollte. Doch 
entschloß ich mich zu letzterm. Und ich mußte mich dort schnell ent- 
  
1 Gerade so auf dem Mont Valéerien, s. Abeken 419. Kaiser Friedrichs 
Tagebuch vom 30. Januar.
	        
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