3. Februa Achtzehntes Kapitel 133
mit Reden, die überzeugen sollen, da ist hier nichts zu machen,
weil jeder seine Überzeugung in der Tasche mitbringt — seine In—
struktion nämlich. Es giebt bloß Zeitverlust. Ich denke, wir be—
schränken uns hier auf die Darstellung von Thatsachen. Und so
wurde es. Niemand hielt eine große Rede mehr. Dafür ging es
mit den Materien um so rascher, und der Bundesrat hat wirklich
sehr viel Gutes geleistet.“
Abends Depeschen gelesen, desgleichen einige Konzepte. — — —
Dann drei Telegramme gemacht und abgelassen: eins über Belfort
und die drei südöstlichen Departements, eins über die Hindernisse
der Verproviantierung von Paris, und eins über die Schwierigkeiten,
die Faidherbe und d'Argent erheben.
3. Februar, Freitag. Naßkaltes Wetter. Am Vormittag,
da der Chef beschäftigt ist, mit Wollmann wieder nach Saint Cloud,
dessen Trümmer noch immer rauchen und nach Brand riechen, und
dann weiter bis an die ersten Häuser von Suresnes am Fuße des
Mont Valeérien gefahren. Noch stehen am Seineufer unfre Schild-
wachen, sonst aber hat alles das friedlichste Aussehen, und nur
die tiefe Stille fällt auf, die jenseits des Stromes herrscht, während
doch eine große Stadt ganz dicht dabei liegt. Man gewahrt drüben
keinen Menschen, und nur auf dem Wasser ist einiges Leben, indem
hier zwei Boote, anscheinend Fischernachen, hingleiten.
Beim Frühstück erzählte Bucher allerlei Charakteristisches
aus dem Leben Gladstones. Nichts Rühmliches darunter. Um
ein Uhr besucht mich Wachenhusen, der sich nach Paris hinein-
schleichen will.
Um ein Viertel auf vier Uhr wurde ich zum Chef geholt.
Nach Laurier hat sich auch Gambetta selbst vernehmen lassen, und
zwar durchaus kriegerisch und despotisch. Am 31. Januar ist eine
von ihm unterzeichnete Proklamation an die Franzosen ergangen,
in der es heißt:
„Die Fremden haben Frankreich die grausamste Beleidigung
zugefügt, die unserm Volke in diesem unglücklichen Kriege zu er-
tragen beschieden war. Das uneinnehmbare Paris hat, durch Hunger
gezwungen, die deutschen Horden nicht länger von sich fern halten
können. Am 28. Januar ist es erlegen.“ — „Es sieht aus, als
ob ein trübes Geschick uns noch größeres Unheil und noch mehr