134 Achtzehntes Kapitel 3. Februar
Schmerz bereiten wollte. Ohne uns zu Rate zu ziehen, hat man
einen Waffenstillstand unterzeichnet, dessen strafwürdige Leichtfertig-
keit wir nur zu spät erfahren haben, einen Waffenstillstand, der
den Preußen die Departements ausliefert, die noch von unsern
Truppen besetzt sind, und uns verpflichtet, uns drei Wochen ruhig
zu verhalten, damit unter den unglücklichen Verhältnissen, in denen
das Land ist, eine Nationalversammlung zusammentrete. Wir haben
nun Aufklärung über die Lage von Paris verlangt und bis zu
deren Eintreffen geschwiegen. Wir wollten die uns in Aussicht
gestellte Ankunft eines Mitglieds der Regierung aus Paris abwarten,
in dessen Hände wir unsre Vollmachten niederzulegen gedachten.“ —
„Es ist jedoch niemand von Paris gekommen, und so müssen wir
denn um jeden Preis zum Handeln schreiten, um die schändlichen
Pläne der Feinde Frankreichs zu vereiteln. Preußen rechnet darauf,
daß der Waffenstillstand unsre Heere entnerven und auflösen werde.
Es lebt der Hoffnung, daß eine nach einer langen Reihe von Miß-
geschicken und unter dem schrecklichen Eindruck des Falles von Paris
zusammentretende Versammlung entmutigt und bereit sein werde, in
einen schmachvollen Frieden zu willigen. Es liegt in unsrer Hand,
diese Berechnungen zu vereiteln und zu bewirken, daß die zur Er—
tötung des Geistes des Widerstandes bestimmten Mittel ihn vielmehr
neu beleben und stärken. Bedienen wir uns des Waffenstillstandes
dazu, unsre jungen Soldaten einzuüben und die Organisation der
Verteidigung und des Kriegs thatkräftiger als jemals zu fördern.
Thun wir unser Möglichstes, daß statt der von den Fremden ge—
hofften reaktionären und feigherzigen Vertretung eine wahrhaft
national und republikanisch gesinnte Versammlung zusammenkommt,
die den Frieden will, wenn er die Ehre und Unverletzlichkeit unsers
Vaterlands sicher stellt, die aber gleich fähig und bereit ist, den
Krieg zu wollen, um zu verhindern, daß an Frankreich ein Meuchel-
mord begangen wird. Franzosen, laßt uns eingedenk sein unfrer
Väter, die uns Frankreich als einen festgefügten und unteilbaren
Staat hinterlassen haben. Hüten wir uns vor Verrat an unfrer
Geschichte und davor, daß unser ererbter Besitz in die Hände der
Barbaren übergeht.“ — Das fanatische Aktenstück endigt mit dem
Aufrufe: „Zu den Waffen! Es lebe Frankreich! Es lebe die eine
und unteilbare Republik!“