Bechzehntes Rapitel
Während der ersten Wochen des Bombardements
m 27. Dezember begann endlich — endlich! die langersehnte
Beschießung von Paris und zwar auf der Ostseite. Wie das
Folgende zeigt, wußten wir davon zunächst nichts, und auch später
machte das Feuer nur an einigen Tagen den Eindruck großer Vehemenz.
Sehr bald gewöhnte man sich daran, niemals absorbierte es die
Beobachtung auch von Kleinigkeiten, und niemals unterbrach es auf
eine längere Weile den Gang der Arbeiten und den Fluß der Ge-
danken. Die französischen Forts hatten darauf vorbereitet. Das
Tagebuch möge davon weiter erzählen.
Dienstag von früh bis tief in den Tag hinein dichter Schnee-
fall bei ziemlich harter Kälte. Am Morgen berichtete Theiß (der
außer mir auch Abeken bediente) von unserm alten Geheimrat, als
ob er ihn für einen Katholiken hielte: „Früh liest er seine Gebete.
Ich glaube, daß es lateinisch ist. Das liest er ganz laut, daß
man es manchmal auf dem Vorsaale hört; wahrscheinlich ist es die
Messe.“ — Dann fügte er hinzu, Abeken habe gemeint, der starke
Kanonendonner, der seit der siebenten Stunde in der Ferne zu
vernehmen sei, werde wohl der Beginn des Bombardements sein.
Verschiedne Briefe nach Berlin mit Anweisung zu Artikeln ge-
schrieben. Bray soll von unsern Blättern kräftig angegriffen werden.—
Nach zwölf Uhr auf Befehl des Chefs nach London telegraphiert,
daß die Beschießung der Außenwerke von Paris diesen Morgen
1 Auf den Mont Avron, eine Höhe vor den Ostforts, die bei dem großen
Ausfall am 30. November von den Parisern besetzt und befestigt worden war.
Abeken hörte den Kanonendonner früh in der neunten Stunde, „Schlag auf
Schlag, in jeder Sekunde fast ein Schuß.“ S. 474 vom 27. Dezember morgens.
Vgl. Verdy 263 von demselben Tage.
Busch, Tagebuchblätter II 1