7. Februar Achtzehntes Kapitel 155
herrührt — hatte der Chef, als er mir dies auftrug, gesagt —, ein
plumper Gesell, der stets Stänkerei mit uns sucht.“
7. Februar, Dienstag. Laues Wetter, früh Nebel, der sich
erst um Mittag verzieht. Vor acht Uhr unten im Büreau Ein—
gänge und Konzepte studiert. In Bukarest scheint es mit der Re-
gierung des Fürsten Carol nun wirklich bald ein Ende nehmen zu
wollen.1 In Darmstadt sitzt mit dem Verbleiben Dalwigks die alte
reichsfeindliche Gesellschaft noch fest, und die bekannte Kabale spinnt
ihre Ränke unbehindert weiter. — Aus Bordeaux wird das Er-
wartete telegraphiert: Gambetta hat gestern den Präfekten durch
Rundschreiben angezeigt, daß er infolge der Annullierung seines
Wahldekrets durch die Pariser Kollegen seinen Rücktritt von der
Regierung erklärt habe — ein gutes Zeichen: er muß keine starke
Partei hinter sich wissen, sonst wäre er schwerlich gegangen. — In
Paris ist die mobilisierte Nationalgarde, die Regimenter von Paris,
von der Regierung aufgelöst worden.
Bei Tische sind der General von Alvensleben, Graf Herbert
und der Bankier Bleichröder Gäste. Von der Unterhaltung nichts
aufzuzeichnen, als daß der Chef mit Alvensleben meist leise spricht.
Ich fühle mich abgespannt, wohl wegen nächtlichen Aufbleibens in
Angelegenheiten des Tagebuchs. Muß aufhören damit oder kürzer
werden. Heute nur noch ein hübscher Nachtrag zu Charakterisierung
der Wirksamfeit Gambettas zu notieren. Der Soir meldet, daß
einige Tage nach dem letzten Ausfall der Pariser in allen von uns
nicht okkupierten Gemeinden des Landes auf Befehl des Diktators
folgende Depesche öffentlich angeschlagen worden sei:
„Dreitägige Schlacht, am 17., 18. und 19., Mittwoch,
Donnerstag und Freitag. Freitag, am letzten Tage, großartiger
Ausfall. 200 000 Mann durch Saint Cloud und über die Höhen
von Garches, die Truppen von Trochu befehligt. Die Preußen
sind aus dem Park von Saint Cloud, wo ein entsetzliches Gemetzel
stattgefunden hat, hinausgeworfen worden. Die Franzosen sind bis
an die Accisethore von Versailles vorgedrungen. Ergebnis: 20000
1 Diesen Eindruck mag der Brief gemacht haben, den der Fürst am 27. Ja-
nuar an Graf Bismarck richtete, Aus dem Leben Karls von Rumänien II, 154 f.
Auch Graf Keyserling, der deutsche Generalkonsul in Bukarest, dachte über die
dortige Lage sehr ungünstig, a. a. O. 150 ff.