Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

172 Neunzehntes Kapitel 24. Februar 
„Wiederholt schon wurde von uns der anmaßende Ton nach 
Verdienst charakterisiert, worin die Pariser Presse die siegreiche 
deutsche Armee beleidigt, während sie vor den Thoren der Haupt— 
stadt steht. Ebenso haben wir darauf aufmerksam gemacht, daß die 
Besetzung von Paris durch unsre Truppen das wirksamste Mittel 
sein würde, um diesen Frechheiten ein Ende zu machen. Heute 
kennen die Großsprechereien, Lügen und Schmähungen gar keine 
Grenze mehr. Man lese u. a. einmal das Feuilleton des Figaro 
vom 21. Februar, betitelt Les Prussiens en France und unter- 
zeichnet Alfred d’Aunay, worin den deutschen Offizieren und den 
Deutschen überhaupt die schändlichsten Dinge, Diebstahl und Plün- 
derung Schuld gegeben werden. Wir hören, daß dieses Verfahren, 
das sich der verdienten Bezeichnung entzieht, die Anstrengungen voll- 
kommen erfolglos gemacht hat, mit denen die Pariser Unterhändler 
den Einzug des deutschen Heeres in Paris zu verhindern bemüht 
gewesen sind, und daß man diesem Einzuge fortan nicht entgehen 
wird. Man versichert uns mit Bestimmtheit, daß er sofort nach 
Ablauf des Waffenstillstandes stattfinden wird.“ 
24. Februar, Freitag. Früh das hellste, herrlichste Früh-= 
lingswetter, und der Garten hinter dem Hause voll Vogelgezwitscher. 
Thiers und Favre sind von eins bis halb sechs Uhr da. Als sie 
fort sind, lassen sich der Herzog de Mouchy und der Graf de 
Gobineau melden, wie es heißt, um sich über Bedrückung von seiten 
des deutschen Präfekten zu beklagen, der in Beauvais dem Anschein 
nach mit Härte, wenigstens nicht mit gewinnender Milde regiert. 
Bei Tische erscheint der Chef im Zivilanzuge — zum erstenmal in 
diesem Kriege. Wäre das ein Symbol, daß der Friede abgeschlossen 
worden ist? Er klagt wieder darüber, daß ihn die kleinen Poten— 
taten, wenn er zum Könige komme, „mit neugierigen Fragen 
peinigten.“ 
Man spricht dann über die Deputation aus Beauvais, und 
Hatzfeldt bemerkt, Mouchy und Gobineau wären ganz vernünftige 
und konservative Leute, aber Schwarzkoppen, unser Präfekt, drang— 
saliere sie und die übrigen Väter der Stadt sowie deren Umgebung 
in ganz unverantwortlicher Weise. Unter anderm hätten sie ihm, 
zur Zahlung einer Kontribution von zwei Millionen Franken auf— 
gefordert, zwei Tage vor Ablauf des Termins anderthalbe Million
	        
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