2., 5. März Neunzehntes Kapitel 175
wie immer so auch heute mit Bedauern und Befremden zu ver-
nehmen.
2. März, Donnerstag. Früh ist Favre schon um halb
acht Uhr da und will dem Chef gemeldet sein. Wollmann aber
lehnt es ab, ihn zu wecken, worüber die Pariser Exzellenz sehr un-
gehalten ist. Favre hat die ihm in der Nacht zugekommne Nach-
richt, daß die Nationalversammlung in Bordeaux den Präliminar-
frieden gut geheißen hat, mitteilen und darauf hin die Räumung
von Paris und den Forts auf dem linken Seineufer beanspruchen
wollen, ein Verlangen, das er dann in Gestalt eines Briefes zurück-
gelassen hat.1
5. März, Sonntag. Morgen soll es fortgehen, zunächst
nach Lagny, dann nach Metz. Bei Tische ist der Chef zugegen.
Man spricht zunächst von Madame Jessé, die heute oder gestern
erschienen ist und sich gegen den Minister über allerlei beklagt hat,
was wir ihr im Hause ruiniert haben sollen. Er hätte erwidert,
das wäre so im Kriege, besonders, wo die Leute ihre Häuser im
Stiche ließen. Ubrigens sollte sie froh sein, daß es so glücklich
abgegangen sei.
So ungefähr. Man hat keine Lust mehr, aufzupassen und
sich das Gehörte zu notieren. Doch mag noch einiges verdienen,
kurz aufgeschrieben zu werden.
Der kleine Tisch, auf dem der Friedensvertrag unterzeichnet
worden ist, wird mitgenommen, und Taglioni, der mit dem Könige
noch ein paar Tage hier bleibt, ist beauftragt, ihn zwischen unserm
Abzuge und dem Wiedereinzuge von Madame mit einem ganz ähn-
lichen zu vertauschen.
Als der Chef von den Vorbereitungen zur Abreise sprach, sagte
er: „Kühnel meinte, des Nachts dürften wir nicht fahren, da wäre
es in Lothringen nicht geheuer, sie könnten uns was auf die
Schienen legen. Ich erwiderte ihm: ? Da werde ich unter dem
Inkognito des Herzogs von — fahren. Gegen den hat niemand
was. Der gilt für ganz unschuldig und mit Recht.““
1 Abeken S. 521. Am nächsten Tage sollten die Garden einrücken, den
Kaiser an der Spitze, was nun zum lebhaften Mißvergnügen des Monarchen
unterbleiben mußte, a. a. O. 523. Über diesen lange festgehaltnen Wunsch
des Kaisers Schneider III, 188. 196. 198. 199.