Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

Zwanzigstes Kapitel 187 
der sich seit einiger Zeit auch des Hofratscharakters erfreut, und 
der Geheimsekretär Wollmann, dem das Epitheton „expedierender“ 
noch nicht beschieden ist. 
Ich erinnere hier nochmals daran, daß wir bei diesen Be— 
schreibungen und mit diesen Namen in der Zeit vor Ostern 1873 
stehen. 1877, wo ich nach längerer Abwesenheit hier wieder vor— 
sprach, war das Zentralbüreau in das Zimmer der Chiffreurs über— 
gesiedelt, die man anderwärts untergebracht hatte. Hofrat Hesse hatte 
sich pensionieren lassen und war einige Jahre nachher gestorben, sodaß 
ich jetzt wagen kann, die obigen Bedenken beiseite zu setzen und ihm 
nachzurühmen, daß er ein gutherziger alter Herr war. Der durch 
seinen Abgang entstandne Mangel an Arbeitskraft war durch einen 
Herrn Mechler beseitigt worden, und später war als jüngster Sekretär 
noch ein Herr Sachsse hinzugekommen, den ich im Spätherbst 1878 
in der Reichskanzlei nebenan, also in unmittelbarer Nähe des Kanzlers, 
mit dem Titel eines expedierenden Sekretärs geschmückt, dessen der 
arme Wollmann noch immer schmerzlich entbehrte, wiedertraf. 
Wäre hierbei oder im weitern etwas übersehen oder nicht ganz 
richtig wiedergegeben, so wollen es meine Freunde wohlwollend ent— 
schuldigen. Ich liebe gleich ihnen die Genauigkeit, und ich möchte gern 
jedermann sein Recht widerfahren lassen, und wenn es sich dabei auch 
nur um das Tüpfelchen über dem i handelte. Wäre daher ein Irrtum 
mit untergelaufen, so würde es keine absichtliche, sondern eine un— 
wissentliche und somit nach der Dogmatik eine läßliche Sünde sein. 
So, und nun können wir uns wieder in die Jahre und Zustände 
von 1870 bis 1873 zurückbegeben. 
Das Zentralbüreau ist, wie schon kurz bemerkt, die Expedition 
und die Registratur des Auswärtigen Amtes. Es ist der Mittel— 
punkt, von wo die von den Räten verarbeiteten Gedanken und 
Willensakte des Reichskanzlers in Gestalt von Noten, Depeschen, 
Telegrammen, Verfügungen und ähnlichen Schriftstücken in die Welt 
hinausgehen, und anderseits die Sammelstelle, wo die von auswärts 
anlangenden, an den Minister persönlich oder an das Ministerium 
gerichteten Aktenstücke, Berichte und Briefe geöffnet, ihrem Inhalt 
nach registriert, dem Chef übermittelt und nach dem Gebrauche, soweit 
sie der Aufbewahrung bedürfen, geheftet und den großen Wand- 
schränken einverleibt werden, bis sie in das Staatsarchiv wandern.
	        
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