Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

Zwanzigstes Kapitel 215 
traf bei einem Besuche, den ich dem Zimmer im Jahre 1873 
machte, u. a. hier die schwerleibigen Bände der Ordenslisten von 
1862 und 1868, ein Heft von Petermanns „Mitteilungen“ und 
den Guide diplomatique von Martens an, ferner das Werk 
„Hymnarium, Blüten lateinischer Kirchenpoesie“ (Halle, 1868), 
Gottfried Cohns „Verfassung und Geschäftsordnung des englischen 
Parlaments,“ Joels „Russische Sprachlehre nach Ollendorfs 
Methode“ und Schmidts „Kleines deutsch-russisches und russisch— 
deutsches Lexikon.“ Auf der mit grünem Tuche beschlagnen Platte 
des Schreibtisches liegt für gewöhnlich eine Lage rosarotes Lösch— 
papier, auf der der Kanzler schreibt. Rechts davon bemerken wir 
unter einer Glasglocke eine vergoldete Pendüle, an der ein spanisch 
gekleideter Maler mit einer Tafel und einem Griffel oder Pinsel 
sitzt. Ferner gewahren wir auf dem grünen Tuch ein einfaches 
weißes Porzellanschreibzeug mit etwas Vergoldung, vier oder fünf 
Bleistifte größter Sorte, deren sich der Minister beim Schreiben 
jetzt vorzugsweise bedient, ebenso ein halb Dutzend Schwanenkiele 
mit kurzgestutzten Fahnen, die ihm von der kunstreichen Hand des 
Hofrats Willisch, eines Chiffreurs unten, geschnitten werden, eine 
Papierschere, ein Petschaft, ein paar Stangen Siegellack und einen 
Handleuchter mit zwei Kerzen. 
1873 kamen dazu noch verschiedne andre Gegenstände: ein 
Briefbeschwerer mit einem Stück von dem famosen riesigen Zink— 
löwen, der bis 1864 als Denkmal des Sieges der Dänen bei 
Idstedt auf dem Flensburger Friedhofe stand und jetzt zu den 
Trophäen des Berliner Zeughauses gehört, und zwei andre Brief— 
beschwerer in Form runder dicker Metallscheiben, unter denen der 
eine von einer 1866 eroberten österreichischen Kanone, der zweite 
aber von einem 1870 den Franzosen abgenommnen Geschütze 
stammte, ein schwarz-weiß-roter Tintenwischer, zwei säulenartige 
Cigarrenguillotinen, ein Aschenbecher in Gestalt einer großen tulpen- 
artigen Blume, der jetzt wie die beiden unmittelbar vorher ge- 
nannten Utensilien beiseite gestellt worden ist, da der Fürst schon 
seit mehreren Jahren das Cigarrenrauchen aus Gesundheitsrück- 
sichten aufgegeben hat; ferner ein paar Gegenstände wie altrömische 
Bronzelampen mit Griffen, die von grünen Schlangen gebildet 
werden, und ein Terrakottanapf mit Massinissa und Sophonisbe.
	        
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