Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

März, April 1871 Einundzwanzigstes Kapitel 221 
Auftrage des Exkaisers Versailles besucht habe und dann wieder in 
Wilhelmshöhe erschienen sei, endlich, daß auch Graf Meulan hier 
seinen Besuch gemacht, und daß dessen Mitteilungen an Napoleon 
sehr befriedigt zu haben schienen. — Der englische Geschäftsträger 
in Petersburg, Horace Rumbold, ist nach einem Berichte von da 
ein heftiger Gegner Preußens und Rußlands. — Loftus hat nach 
einer an Bernstorff abgegangnen Depesche vom 17. März, die den 
Wunsch ausspricht, man möge jenen abberufen, geäußert, England 
verbiete das Bombardement von Paris und werde es durch Ein— 
wirkung der Kronprinzessin zu verhindern wissen. — Nach einer 
Mitteilung aus Stockholm hat der König von Schweden auch an 
den frühern in Metz gewesenen und dort in deutsche Gefangenschaft 
geratnen französischen Gardegeneral Briancourt einen Brief mit 
deutschfeindlichen Redensarten gerichtet. 
Der hohe Herr .. . hat vor seiner Erkrankung dem Trinken von 
Spirituosen stark gehuldigt und in diesem Zustande unverständige 
Befehle erteilt und phantastische Briefe aufgesetzt, die dann ge— 
wöhnlich von dem Generaladjutanten Baron Bildt und Graf 
Lagerberg unterschlagen worden sind. 
29. März. Aus Petersburg wird uns geschrieben, daß Oubril 
zum russischen Botschafter in Paris bestimmt sei, und daß die Groß— 
fürstin Helene wünsche, er möge auf seinem Berliner Posten durch 
Walujew und nicht durch den franzosenfreundlichen Albedinski, auch 
nicht durch Orlow, der empfindlich sei und die Politik nach der 
ihm gewordnen Behandlung betreibe, ersetzt werden. Kaiser Alexander 
werde Walujew ernennen, falls Kaiser Wilhelm es wolle, und sie, 
die Großfürstin, sei bereit, dessen Wunsch zu vermitteln. Feld— 
marschall von Berg in Warschau soll uns sehr zugethan sein. 
7. April. Abends sagte mir Bucher, Abeken, der eben wieder 
pfeifend durch das Zimmer ging, habe den Vertrag von Olmütz 
verfaßt. 
8. April. Man berichtet aus Weimar „mit Genugthuung und 
Freude,“ daß in der politischen Stimmung des Großherzogs (von 
Weimar) „seit einiger Zeit ein bedeutender Umschwung eingetreten 
ist.“ Während der Großherzog seit dem Frühjahr von 1866 mit 
dem Berichterstatter niemals über politische Fragen gesprochen und 
die Berührung solcher, selbst der brennendsten und selbst in den ent—
	        
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