244 Einundzwanzigstes Kapitel 15., 17. Mai 1871
Wald gegangen sei, wobei er ihm allerlei über seine Verhandlungen
mit dem französischen Bevollmächtigten mitgeteilt habe. „Einmal — so
berichtete der Graf, beiläufig ein sehr angenehmer junger Mann —
sagte er mit Beziehung auf die deutschen Unterhändler in Brüssel:
Es ist recht schlimm für die Herren, daß wir das nicht dort ab—
machen konnten. Besonders thut mir der arme Balan leid. Aber
was soll man machen. Man schießt doch die Schnepfe, wo sie auf—
geht.“ — „Ein andermal — es war nach der ersten Verhandlung
mit Favre und Pouyer-Quertier — sah er sehr angegriffen und
verdrießlich aus, und als ich ihn deshalb fragte, erwiderte er, die
Franzosen hätten sich ungemein zäh gezeigt. Er sagte mir dann,
wie er sich einen Bundesgenossen gegen sie geschaffen habe. »Ich
schlug nämlich, sagte er, Favre vor, sich doch zu den Besprechungen
Herrn Goulard mitzubringen, der ja Mitglied der Nationalversamm—
lung sei. Er war erst sehr erstaunt darüber und wollte nichts davon
wissen. Ich stellte ihm aber vor, daß dies für ihn nützlich sein
werde. Goulard würde sich dadurch geschmeichelt fühlen und ihm
dankbar sein, auch würde er ihn, da er mitverhandle, in der National—
versammlung unterstützen müssen, und so willigte er denn ein.« Es
war aber auch für den Chef recht nützlich; denn der kleine Herr
mit der weißen Halsbinde und den hohen Vatermördern war auch
ihm für die Zuziehung dankbar, als Favre schließlich Ja gesagt
hatte. Er sprach immer, wenn die beiden andern etwas nicht zu-
gestehen wollten, fürs Nachgeben; es würde schon gehen, es würde
sich am Ende verantworten lassen, er dächte doch, daß man dazu
Ja sagen könnte. Zuletzt dankte Favre dem Chef förmlich, daß er
ihm den Rat gegeben, Goulard mit zu beteiligen."
15. Mai. Auf Befehl des Chefs wegen eines Artikels in
Nr. 113 der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung an Braß geschrieben,
daß der Fürst es nicht in der Ordnung findet, wenn Lobeserhebungen
andrer Blätter von einem Journal, das für das des Gelobten gilt,
nachgedruckt werden, und daß er sich derartigen Unfug für die Zu-
kunft ganz entschieden verbittet.
17. Mai. Gestern und heute wieder eine Anzahl von Tele-
grammen und andern Eingängen und Ausgängen gelesen, die Licht
auf die Frankfurter Friedensverhandlungen und die letzten Vorfälle
in Paris werfen. Der Chef hat Fabrice von Frankfurt aus gefragt,