24. Mai 1871 Einundzwanzigstes Kapitel 251
Grundsatzes bestehen, daß die sozialistischen Bedrohungen des Lebens
und des Eigentums, wie sie in Paris zur That geworden sind,
dem Kreise der gemeinen und nicht der politischen Verbrechen an-
gehören."
Ich füge hier gleich den Inhalt einiger später eingegangnen
oder abgesandten Schriftstücke an, die dasselbe Thema betreffen.
Unterm 3. Juni meldete R., der Kaiser Alexander habe ihm
an diesem Tage gesagt, daß er mit Kaiser Wilhelm und dem Chef
die Frage zu besprechen beabsichtige, was zu thun sei, um Sicher-
heit vor der Gefahr zu gewinnen, mit der die Sozialisten und
namentlich die Internationalen die europäischen Monarchien be-
drohten. Nach seiner Meinung müßten alle Regierungen Europas
unter sich solidarisch sein und sich gegenseitig zur Bekämpfung dieses
Feindes unterstützen. Der Kaiser will durch seinen Justizminister
eine Denkschrift ausarbeiten lassen, in der besonders der Nachweis
geführt werden soll, daß die Mitglieder dieser Genossenschaft von
Sozialisten nicht wie politische, sondern wie gemeine Verbrecher
zu behandeln seien.
In der zweiten Woche des Juni war Bucher stark mit dem
Studium der Internationale beschäftigt, und es gingen, von ihm
verfaßt, Depeschen nach Florenz, Brüssel, Wien und London ab,
die ein gemeinschaftliches Einschreiten der Regierungen gegen die
Agitation der Kommunisten vorbereiten sollten. Die an Brassier
St. Simon war vom 9., die an Bernstorff vom 14. Juni datiert.
In der ersten hieß es unter anderm: „Mögen die Bestrebungen der
revolutionären Elemente der verschiednen Länder auch nach den Zu-
ständen der letztern in betreff der endlichen Ziele auseinander gehen,
so sind sie doch in dem nächsten, dem Kampf gegen die bestehenden
staatlichen Ordnungen, einig, und daraus ergiebt sich ein gemein-
sames Interesse der bestehenden Regierungen. Wenn der Staat,
wie es in Paris zwei Monate der Fall war, in irgend einem
Lande der revolutionären Bewegung unterliegt, so wird in allen
andern Ländern seine Kraft geschwächt, die Kraft seiner Gegner in
demselben Verhältnisse gestärkt werden."
Am 17. Juni ging an R. die Antwort des Chefs ab, worin
er die Schritte aufzählte, die er seitdem in der Sache gethan habe.
Er hat zunächst den anliegenden Erlaß an den General von