Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

266 Einundzwanzigstes Kapitel 23. Juni 1871 
Nationalversammlung näher zu treten, aber vom Frieden ist eben— 
falls die Rede gewesen. Herr Favre sagt dies in seinem Bericht 
an die Regierung der nationalen Verteidigung vom September 
vorigen Jahres, die die Vorgänge in Haute-Maison schildert, selbst. 
»Nachdem ich — so lesen wir da — durch ein Rundschreiben die Ab— 
sichten der französischen Regierung bekannt gemacht hatte, wollte 
ich die des preußischen Minister kennen lernen. Es schien mir un— 
zulässig, daß zwei Nationen, ohne sich sicher vorher auszusprechen, 
den Krieg fortsetzen, der trotz seiner Vorteile für den Sieger 
demselben schwere Leiden zufügte. Hervorgegangen aus dem Willen 
eines Einzigen, hatte dieser Krieg keinen Grund zur Existenz mehr, 
wo Frankreich wieder Herr seiner selbst war. Ich verbürgte seine 
Liebe zum Frieden und zu gleicher Zeit seinen Entschluß, keine Be— 
dingungen anzunehmen, die aus diesem Frieden einen kurzen und 
drohenden Waffenstillstand machten. Herr von Bismarck antwortete 
mir, wenn er die Überzeugung hätte, daß ein solcher Friede möglich 
wäre, so würde er ihn sofort unterzeichnen.« Herr Favre hat bei 
dieser Gelegenheit auch die Bedingungen, die Deutschland stellte, 
erfahren, und dieselben liefen keineswegs bloß auf die Abtretung 
Straßburgs nebst Weichbild hinaus. »Als ich — so heißt es in dem 
gedachten Berichte Favres — lebhaft wegen der Bedingungen in 
ihn drang, antwortete er mir rund heraus, die Sicherheit seines 
Landes geböte ihm, das Gebiet zu behalten, die dieselbe verbürge. 
Er wiederholte mehrmals: Straßburg ist der Schlüssel des Hauses. 
(Ich sagte: unsers Hauses.) Ich ersuchte ihn, noch deutlicher zu 
sein. Das ist unnütz, sagte er, da wir uns nicht verständigen 
können; das ist eine Sache, die sich später regeln läßt. Ich bat 
ihn das sogleich zu thun. (Dies unterstreichen in dem Artikel.) Da 
sagte er mir, daß die Departements Nieder= und Oberrhein und 
ein Teil desjenigen der Mosel mit Metz, Chateau Salins und 
Soissons (unrichtig, es wurde Saargemünd genannt) ihm unerläßlich 
notwendig wären, und daß er darauf nicht verzichten könne.““ 
Um dieselbe Zeit, wahrscheinlich kurz vor dem obigen Artikel, 
wurde nach Information des Chefs folgender Aufsatz für die Nord- 
deutsche Allgemeine Zeitung gemacht, den er ebenfalls vor dem 
Abdruck sehen wollte und dann korrigierte. Das Eingeklammerte 
wurde von ihm gestrichen, obwohl er es fast wörtlich so, wie ich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.