286 Zweiundzwanzigstes Kapitel 22. Okt. 1871
geschrieben worden, um die bisherige Subvention von achthundert
Thalern auf wenigstens zwölfhundert Thaler zu erhöhen.« Ober—
müller schreibt weiter: » Daß Beust jetzt völlig auf preußischer Seite
steht, darüber ist sich jeder klar, Freund wie Feind. . .. Beust hat
beim Kaiser allen Kredit verloren und sucht sich nun mit preußischer
Hilfe zu halten, was für die Dauer ihm wenig nützen wird. Vorerst
will man mit Preußen auf leidlich gutem Fuße bleiben, und deshalb
bleibt auch Beust, um gleichsam die Situation zu maskieren.“ Stieber
hält den Briefschreiber für nicht schlecht unterrichtet; Clam-Mar-
tinitz und Genossen, die sein Redaktionslokal als Versammlungs-
ort benutzten, würden ihm wohl das Nötige gesagt haben.
Nach einem Bericht Stiebers von gestern hat die „Adels-
konferenz“ in Bautzen stattgefunden; es haben sich nur der (katho-
lische) Konsistorialrat Stolle als Vertreter der Dresdner und der
Advokat Fischer als Delegierter des Leipziger Patriotenvereins ein-
gestellt, die dem Wiener „Vaterland“ für das laufende Quartal
dreihundert Thaler Beitrag zum Betriebe seiner föderalistischen
Politik in Deutschland übersandt haben.
Abends noch eine Meldung, datiert München, 13. Oktober,
und das Konzept zur Antwort darauf gesehen und zur Nachachtung
exzerpiert. Lutz hat die Besorgnis ausgesprochen, daß „die Re-
gierung sich doch vielleicht zuletzt der ultramontanen Partei gegen-
über nicht werde halten können.“ Der Minister glaubt und wünscht
daher, daß „die kirchlichen Fragen auch im Reichstage zur Sprache
kommen, und daß in diesem Falle das bayrische Gouvernement
durch die Stellung der Reichsregierung in seinem jetzigen Kampfe
gegen die ultramontane Partei gekräftigt und gestützt werden wird.“
Der Chef hat darauf erwidert, daß er das zurückhaltende Benehmen
des Berichterstatters in dieser Angelegenheit billigt und diesen an-
weist, falls die bayrischen Minister auf die Äußerung des Herrn
von Lutz zurückkommen sollten, sich dahin auszusprechen, daß der
Bundesrat der geeignetste Ort sein würde, um diese Frage zur
Sprache zu bringen, und daß wir die Wünsche, die die königlich
bayrische Regierung dort etwa vortragen möchte, aufs bereitwilligste
in Erwägung ziehen würden.
Nach einem Konzept zu schließen hat Beust eine Denkschrift
über die Internationale und gegen sie zu ergreifende Maßregeln