Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

320 Zweiundzwanzigstes Kapitel 18. Februar 1872 
vermag. Frankreich oder vielmehr Napoleon der Dritte rechnete 
damals darauf, für seine Neutralität gut bezahlt zu werden. Die 
Bezahlung bestand in Sedan und in der Pariser Kommune und 
Internationale. England und Rußland ließen Frankreich zerreißen. 
Ersteres thut nun Pönitenz in der Alabamafrage, defiliert vor dem 
Exkaiser, ballt die Faust in der Hosen- oder (eine anmutige An— 
spielung darauf, daß eine Dame auf dem Throne Großbritanniens 
sitz) Unterrockstasche von wegen der Pontusfrage und hat sich 
Preußen zur Verfügung gestellt. Rußland hat in seiner Nach— 
giebigkeit gegen Preußen dem Slawentum eine tödliche Wunde ver— 
setzt oder sich die Notwendigkeit eines schließlichen Kampfes auf Tod 
und Leben für dasselbe auf den Hals geladen.« 
„Wir pflücken dem Leser nicht alle Blumen dieses Gartens, die 
dargebotnen werden genügen. Man war nun in Schweden der 
Meinung, daß der König, wenn er wirklich nicht Verfasser dieser 
Artikel sei, doch die in denselben ausgesprochnen Ansichten teile und 
deshalb nichts gegen den Mißbrauch seiner Chiffre gethan habe. 
Diese Meinung ist niemals widerlegt worden. Zwar stellten schwe— 
dische Blätter etwa eine Woche nach dem 7. Dezember, wo der 
erste Abschnitt von C.s »Ein Wort nachher« erschienen war, die 
Verfasserschaft des Königs in Abrede, und am 20. Dezember schrieb 
der oben erwähnte (natürlich offiziöse) Korrespondent der National— 
zeitung derselben, daß ein so genauer Kenner alles Militärischen 
und gewiß auch der deutschen Kriegsverfassung wie König Karl der 
Fünfzehnte einen solchen Unsinn nicht geschrieben haben könne. 
Aber ein offizielles Dementi ließ volle vierzehn Tage auf sich 
warten und erfolgte unsers Wissens nur in England. Am 16. Ja— 
nuar d. J. erst erklärte der schwedische Gesandte in London, Baron 
Hochschildt, die von einem Korrespondenten der Times gebrachte 
Mitteilung, daß der in Rede stehende Aufsatz vom König von 
Schweden herrühre, für völlig unbegründet. Und dabei wollte selt— 
samerweise das Unglück, daß fast zu gleicher Zeit schwedische Blätter 
den Abdruck einer lobenden Beurteilung in der Schweizerischen 
Militärzeitung bringen mußten, welche sich auf eine neue, wieder mit 
der Chiffre C. veröffentlichte Schrift über Vorpostendienst im Felde 
nach den bei den letzten schwedischen Feldmanövern gemachten Er— 
fahrungen bezog, und die König Karl kurz vorher an seine Generale
	        
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