26. Febr. 1872 Zweiundzwanzigstes Kapitel 325
Abfindung dafür sein, daß er nicht, wie ursprünglich der Plan ge—
wesen sei, eine Dotation bekommen habe. „Lord Abeken“ also
künftig!
Abends. Weitere Ein- und Ausgänge studiert. Unterm
17. Februar hat der Kanzler dem Kaiser den ihm von einem pol—
nischen Agenten gelieferten Auszug aus einem Briefe des Emigranten—
führers Graf Ladislaus Plater in Zürich überreicht, der an den
Redakteur des Dziennik Poznanski gerichtet ist, und worin zur
stärksten Agitation aufgefordert wird. Es heißt darin: „Das kaum
geeinigte Deutschland wird von zwei sehr entschiednen Parteien
durchwühlt, der katholischen und der sozialistischen, die von ihren
Forderungen kein Jota nachgeben und vor keinem Mittel zurück-
schrecken werden.“ Es sei, so fährt der Graf fort, heilige Pflicht
der Polen, beide Parteien durch Wort und That zu unterstützen.
Breche die soziale Revolution in Deutschland aus, was mit ziem-
licher Gewißheit bald zu erwarten sei, so müßten die Polen ihr
mit allen Kräften sekundieren. — Arnim meldet unterm 20. allerlei
über die Fraktionen in der Nationalversammlung in Versailles und
bemerkt dann: „Der Präsident hält die monarchische Partei für
machtlos und sagte mir gestern, daß er in dieser Beziehung keine
Besorgnis habe. Es trat dabei ohne alle Scheu seine Absicht zu
Tage, die Republik zur definitiven Form des französischen Staats-
wesens zu machen.“
26. Februar. Bucher bringt mir vom Chef den Auftrag,
nach der Meldung vom 17. über Hetzereien gegen Deutschland, die
von einem orleanistisch gesinnten Beamten der französischen Gesandt-
schaft in Brüssel betrieben werden, einen Artikel für die Kölnische
Zeitung zu machen. Wurde sofort besorgt. Diese Korrespondenz
lautete, von Brüssel datiert: „Während der neue französische Ge-
sandte, Herr Picard, soviel man hört, sich in betreff der Beziehungen
Frankreichs zu Deutschland durchweg in verständiger und versöhn-
licher Weise geäußert hat, läßt sich dasselbe nicht von allen Per-
sonen seiner Umgebung rühmen. Namentlich bemüht sich der
Legationssekretär Tiby, der eine Tochter des bekannten Orleanisten
Cuvillier-Fleury zur Frau hat, nach Kräften gegen Deutschland
aufzuregen. Diese Bemühungen aber werden ihm durch die geringen
Kenntnisse der deutschkirchlichen Zustände erleichtert, die in den