Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

352 Zweiundzwanzigstes Kapitel 17. April 1872 
wollte, sich mit ihm einzulassen.“ — Er war höchlichst überrascht 
und meinte kleinlaut, dann würde ich wohl auch Meding, der sich 
mir heute um zwei Uhr vorstellen wolle, nicht empfangen wollen. — 
„Gott behüte mich davor!“ erwiderte ich. „Nicht ein Wort mag 
ich von ihm hören oder auch nur entfernt mit ihm zu schaffen 
haben.“ — „Nun — versetzte er —, ich bin eigentlich auch nur 
durch Keudell darauf gekommen. Da sehen Sie, was das für ein 
weicher, argloser Mensch ist.“ 
Später am Tage kam ich auf dieses Attentat nochmals zurück 
und sagte dem Schwarzen noch einmal, ich begriffe nicht, wie er sich 
einbilden könnte, ein anständiger Schriftsteller würde sich an einem 
Blatte beteiligen, das Meding herausgäbe. Rößler würde außer sich 
sein, wenn er ihm davon spräche, und auch ich sollte von Rechts 
wegen böse sein, daß man mir etwas der Art vorgeschlagen habe. „Ja 
— sagte Aegidi —, und ich bitte deshalb um Verzeihung, ich wußte 
erst gar nicht, ob es derselbe Oskar Meding war. Ich verstehe wirk- 
lich nicht, wie Keudell ihn mir mit einer Empfehlung hat schicken 
können. Es ist doch wenig taktvoll von ihm.“ 
Zum Verständnis des hier gesagten bemerke ich folgendes: 
Meding, ein Königsberger und Sohn eines Regierungspräsidenten 
in Ostpreußen, war bis 1859 in der preußischen Verwaltung, vor- 
züglich für Preßsachen, angestellt, ging aber dann, da er sich zurück- 
gesetzt glaubte, in den hannoverschen Staatsdienst über, wo er 
gleichfalls hauptsächlich für die offiziöse Presse thätig war und sich 
durch großen Eifer gegen die Politik seines Heimatlandes dermaßen 
hervorthat, daß er bald zum Vertrauten des Königs Georg wurde 
und erheblichen Einfluß auf diesen gewann. 
Eine Probe seiner Wirksamkeit für das Interesse des neuen, 
sehr reichlich zahlenden Brotherrn wird genügen, ihn und die Intri- 
guen, denen er seine Hand lieh, zu kennzeichnen. 
Am 5. Mai 1866 erteilte Meding einem frühern Mitgliede 
des Berliner Preßbüreaus, das noch während seiner Anstellung im 
preußischen Dienste für die Borriessche Regierung Bericht erstattete 
und in der Presse für sie thätig war, und das 1870 und weiterhin 
in Verbindung mit dem Institute stand und von der Regierung für 
seine, beiläufig kläglichen, Leistungen bezahlt wurde, einem Herrn 
von Chevallerie, folgende Instruktion: „Das Rheinbundgespenst
	        
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