Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

Febr.—März 1873 Zweiundzwanzigstes Kapitel 395 
mein weiteres Verbleiben im Auswärtigen Amte gesetzt hatte, war 
abgelaufen, ohne daß dieser Verkehr sich wieder hergestellt hatte. 
So schrieb ich unterm 28. Februar an den Chef: 
„Durchlauchtigster Fürst, 
Hochgebietender Herr Reichskanzler, 
Gnädigster Chef und Herr. 
„Vor einigen Tagen waren es drei Jahre, daß ich meine 
Arbeit im Auswärtigen Amte begann. In Anknüpfung hieran ge- 
statte ich mir die ehrerbietigste Bitte, Ew. Durchlaucht wollen unter 
Berücksichtigung des Schlußsatzes in der Verfügung vom 15. März 
1870, durch die ich angestellt wurde, erlauben, daß ich jene Arbeit 
mit Ablauf des März aufgebe und zunächst nach Leipzig zurück- 
kehre. In gedachtem Schlußsatze ist gesagt: 
Dabei bemerke ich, daß, falls Ihre gegenwärtige Beschäftigung 
früher oder später aufhören sollte, Ew. Wohlgeboren eine jährliche 
Summe von 1200 Thalern unter der Voraussetzung bewilligt 
werden wird, daß Sie auch dann ebenso wie in den letztverflossenen 
Jahren ihre litterarische Thätigkeit der Unterstützung unfrer Politik 
widmen.« 
„Die Beschäftigung, zu der ich, nach Ew. Durchlaucht münd— 
licher Instruktion bei meiner Vorstellung am 24. Februar 1870, 
hierher berufen wurde, hat mit dem 1. Juli 1871 aufgehört und 
mit ihr allmählich alles, was sonst an Pflichten mit ihr verbunden 
war. Ich habe mich redlich bemüht, trotzdem nützlich zu sein, aber 
ich mußte mir sagen, daß ich mit diesem Bemühen in andrer als 
der nunmehrigen Stellung besseres leisten würde. 
„Demgemäß hätte ich die obige ehrerbietige Bitte vielleicht 
sofort nach der Veränderung, die mir die Ehre unmittelbaren Ver- 
kehrs mit Ew. Durchlaucht entzog, aussprechen sollen. Ein solcher 
Schritt aber hätte, damals gethan, unrichtiger Auffassung begegnen 
können, und sodann hatte ich noch zu lernen, zunächst um vor 
Mißgriffen in dem, was die angezogne Verfügung als Unterstützung 
unfrer Politik bezeichnet, möglichst sicher zu sein, sodann um einmal 
der Nachwelt ein nicht bloß mit Liebe, sondern auch mit guten 
Kenntnissen gezeichnetes Bild des Lebens von Ew. Durchlaucht 
hinterlassen zu können. Letzteres war seit Jahren mein einziger
	        
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