Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

398 Zweiundzwanzigstes Kapitel 21. März 1873 
redaktion des Hannoverschen Kuriers, eines Blattes mit ungefähr 
zehntausend Abonnenten, übernehmen werde. Nur bäte ich um gute 
Information. 
Er: „Durch den Kanal von Aegidi werden Sie die wohl nicht 
haben wollen, und doch müßte das so sein; es muß nur eine Stelle 
sein, von der das ausgeht.“ 
Ich: „Nun, es giebt hier noch einen, von dem ich, wenn ich 
mir überhaupt ein Urteil erlauben darf, sowohl in betreff des 
Charakters als des Talents und Wissens unter allen hier unter 
Ihnen Arbeitenden das Meiste halte.“ 
Er: „Und der wäre?“ 
Ich: „Das ist Bucher. Wenn Durchlaucht mich durch den, 
wie bisher zuweilen, in Kenntnis setzen ließen, was gewünscht und 
beabsichtigt wird. Man hat sich an die Auffassung Ew. Durchlaucht 
einigermaßen gewöhnt und kann vieles erraten, aber oft könnten 
doch ganz neue und unerwartete Gedanken kommen, und die müßten 
mir angedeutet werden.“ 
Er: „Ja — Bucher — eine wahre Perlel: Guat, setzen 
Sie sich mit dem in Verbindung. Ein sehr tüchtiger Mann. Wenn 
ich ihn nur behalte; er sieht mir gar nicht recht gesund aus.“ 
Ich bemerkte, daß sei allerdings wahr, indes helfe er sich, wenn 
er erschöpft sei, durch Schlaf, und so bleibe er bei aller Arbeit 
immer aufrecht und dienstfähig. 
Der Fürst fuhr dann fort: „Nun aber kommen wir zum zweiten 
Punkte. Sie haben da in Ihrem Briefe gesagt, Sie wollten meine 
Biographie schreiben. Ich habe nichts dagegen; es könnte sogar 
sehr nützlich werden. Es ist mir nicht gleichgiltig, wer das schreibt. 
Es existiert schon viel darüber, aber darunter viel dummes Zeug. 
Es wird nicht leicht sein, aber ich werde Sie dabei unterstützen, 
bin bereit, alle Fragen zu beantworten und alle möglichen Mit- 
teilungen zu machen, die Sie wollen. Lesen Sie doch, was darüber 
vorhanden ist, und schicken Sie mir dann einen oder ein paar Frage- 
und Antwortbogen. Oder besser, schreiben Sie doch die Geschichte des 
großen Hauptquartiers in Frankreich. Sie sind dabei gewesen. Das 
  
1 „Das ist ein Mann von sehr feinem Takte,“ sagte der Fürst von ihm 
einmal im Sommer 1873, Poschinger, Tischgespräche II, 336
	        
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