Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

402 Zweiundzwanzigstes Kapitel 29. März 1873 
gesehen. 1200 Thaler Pension und auch noch Dank für Ihre 
Dienste. Das ist viel.“ — Ich entgegnete mit Dank für seinen 
Glückwunsch ungefähr, die Summe beruhe auf früherm Vertrage, 
und wenn ich sie bisher nicht verdient hätte, so werde ich sie zu 
verdienen suchen. Ein paar Stunden nachher bekam ich die vom 
Reichskanzler unterzeichnete Verfügung, und als ich am nächsten 
Morgen noch einmal, um mich bei den Kollegen zu verabschieden, 
im Ministerium erschien, fand ich auf meinem Schreibtisch einen 
Brief vor, in dem zu lesen war: „Der Reichskanzler und Fürstin 
von Bismarck bitten den Herrn Dr. Busch um die Ehre seines Besuchs 
für Sonnabend den 29. März, abends 9 Uhr.“ Selbstverständlich 
entsprach ich der Einladung. Es war eine der parlamentarischen 
Abendgesellschaften des Chefs, denen ich bisher noch nicht bei- 
gewohnt hatte. 1 Am nächsten Mittag verließ ich Berlin, halb trüb, 
halb froh gestimmt; trüb, denn ich entfernte mich von ihm, an dem 
ich mit allen meinen Gedanken hing; froh, denn es ging in die 
Freiheit, und ich sollte fortan nicht mehr auf Parkett wandeln, wo 
die Intrigue schleicht, die ehrliche arglose Leute durch Stöße von 
hinterwärts tückisch zum Ausgleiten und Fallen bringt. 
  
1 Die erste dieser Session, s. Poschinger, Bismarck und die Parlamen-= 
tarier I, 72. 
 
	        
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