29. Mai 1874 Dreiundzwanzigstes Kapitel 407
noch am Leben sind, die Rolle des Ministers zu spielen, blieben
ohne Erfolg. Man hat alle Ursache, zu wünschen, daß die Be—
strebungen des Grafen Arnim ebenso erfolglos bleiben mögen, selbst
wenn sie durch gewisse Einflüsse bei Hofe begünstigt werden sollten;
denn nur in diesem Falle kann die Politik des Ministers den Sieg
über ehrgeizige, selbstsüchtige und im Verborgnen wirkende Machi—
nationen davontragen. Im Interesse nicht nur Deutschlands, sondern
ganz Europas liegt es, daß dieses Resultat erreicht werde, und wir
haben guten Grund zu der Hoffnung, daß dieses der Fall sein wird.“
Am 29. Mai empfing ich von Bucher folgendes kurze Schreiben
vom vorhergehenden Tage:
Verehrter Freund!
Eine kleine Mitteilung, die Ihnen Freude machen wird. Ich
sagte dem Chef heute, Busch hat sich gemeldet und wünscht auch
ins Gefecht geführt zu werden. Ich habe mir das Erbieten gern
zu nutze gemacht, und hier zwei Ausschnitte aus seiner Zeitung.
Antwort: „So, unser kleiner Sachse. Lassen Sie mir die Aus—
schnitte hier.“
Wenn sich wieder Material findet, schicke ich es Ihnen, natür—
lich salva redactione.
Ich gehe diesmal nicht mit nach Varzin und bin bei dem
schändlichen Wetter gar nicht betrübt darüber. Auch schadet es nichts,
wenn die jungen Kavaliere, die nach Varzin geizen, sich die Sache
einmal versuchen. 1
Ganz der Ihrige.
Einige Monate später erhielt ich von Bucher die Notizen:
„Harry Arnim hat eine Anzahl Erlasse des Auswärtigen Amtes aus
Paris mitgenommen und behauptet, es seien Privatbriefe. Im
Frühjahr brachten die offiziösen Berliner Blätter die Andeutung,
daß er ein reicher Mann geworden sei.“
Am 28. August schrieb Bucher von Varzin:? „Der Chef hat
1 Der Fürst reiste am 31. Mai nach Varzin und blieb bis zum 1. Juli.
Zunächst ging der Gerichtsassessor Graf Wendt zu Eulenburg am 8. Juni nach
Varzin. Bismarck-Reg. II, 91f.
2 Hier verweilte der Fürst vom 15. August bis zum 27. Oktober 1874.
Bismarck-Reg. II, 94f.