Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

408 Dreiundzwanzigstes Kapitel 28. Aug., 3. Nov. 1874 
von zwei italienischen Logen Diplome als membro d'onore erhalten 
und beauftragte mich, von irgend einem zuverlässigen kundigen Manne 
zu ermitteln, in welches Verhältnis er durch stillschweigende Annahme 
(antworten will er nicht) treten, welche Verpflichtungen man künftig 
etwa gegen ihn geltend machen würde. Ich nannte Sie und erhielt 
die Zustimmung, Sie zu fragen. Also bitte belehren Sie uns. Der 
Chef ist wohler als seit zehn Jahren.“ 
Ich gab die gewünschten Notizen und bekam am 16. September 
nachstehende Antwort: „Der Chef läßt Ihnen für die prompte Aus- 
kunft danken, die ihm genügt hat, den Hokuspokus (aus Livorno 
und einem mir entfallnen Neste) ad acta zu nehmen. 
„Die Nachricht von meinem schweren Augenleiden war mehr als 
Zeitungsklatsch. Sie gehört zu der Preßkampagne gegen mich, die 
der Staatsmann mit den jugendlichen Höschen, Delponte, im Früh- 
jahr angeordnet und ins Werk gesetzt hatte. 1873 hatte ich mich 
mit befriedigendem Erfolge einer Behandlung unterworfen, um mich 
von dem Blutandrange nach den Augen zu befreien. Mir fehlt, 
unberufen, jetzt nichts. Aber man wärmte die vorjährige Kur auf, 
weil man mich beseitigen möchte. Ich halte nichts von der Man- 
chesterei, die England sicherlich weit gebracht, schnüffle nicht in der 
Hofluft, habe keine Wünsche, will nicht in die Camorra der Minister 
und Geheimräte eintreten, die in konstanter Verschwörung gegen 
den Chef begriffen ist, sondern bin zufrieden, ihm zu dienen. 
Aber gerade weil ich keine Wünsche habe, kann ich sagen: s'e 
m'en fiche. Auf Wiedersehn in Berlin im Oktober. Mit besten 
Grüßen“ u. s. w. 
Der hier erwartete Besuch verzögerte sich bis zum 3. No- 
vember, wo ich Bucher in seiner Wohnung, Lützowstraße 39, auf- 
suchte. Aus dem, was wir da besprachen, notierte ich mir als 
bemerkenswert folgendes: Hepke war auf sein Ansuchen wegen Kränk- 
lichkeit, die sich trotz einer Erholungsreise nach dem Süden nicht 
verloren hatte und ihn auch zu den leichten Arbeiten, mit denen 
man ihn in den letzten vier oder fünf Jahren beschäftigt hatte, un- 
fähig machte, zur Disposition gestellt worden. „Mit dem kleinen 
Schwarzen — hatte Bucher ferner geäußert — scheint es auch zu 
Ende zu gehen.“ Er sei, fügte B. hinzu, lange auf Urlaub gewesen, 
und inzwischen habe sein Vertreter (Name unverständlich, ich hörte
	        
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