10. Januar Sechzehntes Kapitel 29
auch drei Viertel. Das übrige freilich — mit sieben oder acht
Bänden von den vierzig wollte ich wohl eine Zeit lang auf einer
wüsten Insel leben.“
Zuletzt wurde auch Fritz Reuters gedacht.
„Ja,“ äußerte der Minister. „Aus der Franzosenzeit, das ist
sehr hübsch, aber es ist kein Roman.“
Man nannte die „Stromtid."
„Om — sagte er —, dat is as dat Ledder is. Das ist aller-
dings ein Roman, manches gut, andres mittelgut, aber so, wie der
Bauer geschildert ist, so sind sie wirklich.“
Abends übersetzte ich einen langen Artikel der Times, der sich
über die Lage in Paris verbreitete, für den König. Später, beim
Thee, sprach Keudell recht anmutig und gescheit über gewisse
Eigenschaften des Kanzlers, die an Achill denken ließen, wobei er
an dessen genial jugendliches Wesen, sein leicht aufbrausendes Tem-
perament, seinen nicht selten zu Tage tretenden Weltschmerz, seine
Neigung, sich vom großen Treiben zurückzuziehen, und sein überall
sieghaftes Auftreten erinnerte. Auch Troja fehle jetzt nicht und
ebenso wenig Agamemnon, der Hirte der Völker.
Nach elf Uhr noch zum Chef gerufen und weitere Resultate der
Beschießung telegraphiert.
Dienstag, den 10. Januar. Kälte mäßig, die Luft dunstig,
sodaß man nicht weit sieht, Himmel und Erde voll Schnee. Nur
dann und wann ein Schuß aus unsern Batterien oder aus den
Forts. Graf Bill ist da, und um ein Uhr mittags der General
von Manteuffel. Sie gehen durch zu der Armee, die im Südosten
gegen Bourbaki operieren soll, und die Manteuffel kommandieren
wird. Ich telegraphiere nachmittags zweimal nach London: den
Rückzug Chanzys auf Le Mans unter Verlust von tausend Mann
an Gefangnen und Werders siegreichen Widerstand gegen die lber-
macht der Franzosen, die ihn bei Villersexel angreifen, um zum
Entsatze Belforts vordringen zu können.
Bei Tische sprach man zuerst vom Bombardement, und der
Chef meinte, die meisten Forts von Paris, der Mont Valerien
etwa ausgenommen, wollten nicht viel bedeuten, „kaum mehr als
1 Kaiser Friedrichs Tagebuch vom 8. Januar.