18. Okt. 1877 Vierundzwanzigstes Kapitel 459
Die hintere Fassade des alten Hauses, gleich der vordern in
gelb und weiß gekleidet, ist mit wildem Wein bewachsen und hat
eine Glasveranda vor sich, die in der Mitte durch einen steinernen
Vorbau vor der Thür unterbrochen wird, dessen Pfeiler von Rund—
bogen verbunden sind, und zu dem rechts und links Stufen empor—
führen. Auf ihrer Brüstung stehen vier weiße Adler von Gips.
Über ihnen tritt wieder ein Giebelstück hervor. Am westlichen Ende
dieser Front, also auf der äußersten Linken, wenn man ihr das
Gesicht zukehrt, schließt ein Glassalon mit allerlei Bäumen und
Sträuchern in Töpfen und Kübeln das Ganze ab.
Die Fenster dieser Hinterseite sehen auf Gartenanlagen mit
gewundnen Kieswegen zwischen Blumenbeeten hinaus, in denen zwei
Sandsteinfiguren aus der Zeit der Zöpfe, Perücken und Allegorien
stehen. Etwa dreißig Schritt von dem Rundbogenvorbau mit den
Adlern und ungefähr in der Mitte des Gartens kommt man an
einen kleinen Teich von ovaler Gestalt, über den ein Brückchen mit
weiß angestrichnem Holzgeländer nach einem Durchhau in dem etwa
hundert Schritt hinter der geschilderten Häusergruppe beginnenden
und hier in zwei Terrassen ansteigenden Parke hinaufführt. Auf
der ersten Terrasse begegnen wir einer dritten Statue, dann einem
zweiten länglichrunden Bassin, in dessen Wasser sich die Wipfel der
benachbarten Buchen spiegeln. Auf der Höhe des Durchhaus schimmert
ein einsames weißes Kuppeltempelchen mit Säulen zwischen den jetzt
herbstlich gefärbten Baumkronen. Ein Stück weiter rechts steigt ein
zweiter Durchhau, der mit einem strohgedeckten grauen Häuschen,
dem Eismagazine des Gutes, endigt, den Hügelgang hinan.
Ich werde später über den Park sprechen, den der Fürst sehr
wert hält, und den ich nach den verschiedensten Richtungen hin
durchkreuzt habe. Hier nur soviel, daß er ungemein ausgedehnt
und außerordentlich schön, am schönsten vielleicht im Herbst ist. Das
heißt, nach meinem Geschmack, den ich niemand aufdrängen will.
Denn obwohl ich unter den Phasen, die gemischter Laubwald im
Laufe des Jahres durchlebt, der Farbenpracht und der tiefen Stille
des Übergangs vom Sommer zum Winter den Vorzug geben möchte,
kann ich mir vorstellen, daß auch das helle Grün, womit der Juni
die Wipfel und Büsche bekleidet, der dann dankbar empfundne
Schatten und Gesang der Vogelwelt, die in diesen Tagen an den