Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

466 Vierundzwanzigstes Kapitel Varzin 
gemacht habe, habe er ihm ein Geschenk in Gestalt einer diamanten- 
besetzten Dose mitgebracht, vorher aber anfragen lassen, ob er es 
anzunehmen gedenke. „Natürlich lehnte ichs ab — fuhr er fort —, 
denn das hätte ja, wenn es unter die Leute gekommen wäre, wie 
eine Bestechung ausgesehn. Die Dose mit ihren Brillanten sollte 
fünfzigtausend Franken wert sein. So gab er mir denn nur das 
kleine Bild und schrieb ein paar freundliche Worte und seinen Namen 
darunter.! — Der König von Bayern aber ist mir dankbar, weil 
ich verhindert habe, 1866, daß er Land verloren hat. Unser aller— 
gnädigster Herr wollte durchaus Ansbach und Bayreuth haben, weil 
das seine Vorfahren besessen hätten. Ich sagte ihm, das hätten die 
Leute dort lange schon vergessen und sich in die Verbindung mit 
Bayern gefunden. Der König wollte, daß jeder (von den besiegten 
deutschen Fürsten) ein Stück Land hergeben sollte — zur Strafe. 
Er wollte die göttliche Gerechtigkeit spielen. Ich bemerkte ihm, das 
ginge nicht, das müßte man Gott überlassen und sich nur das 
nehmen, was man brauchte. Er wollte nun von Osterreich Nord- 
böhmen — Reichenberg-Karlsbad — oder Osterreich-Schlesien und 
von Sachsen aus militärischen Gründen die Lausitz. Ich sagte aber, 
man müsse das Ganze und, wo das nicht zu machen wäre, nichts 
behalten, was er lange gar nicht zugeben wollte.? Sachsen dankt 
seine Weiterexistenz den Osterreichern, die sich einmal ausnahms- 
weise anständig betrugen. Die katholische Gesinnung des Hofes 
und die Freundschaft des Kaisers Franz Joseph und des damaligen 
Kronprinzen Albert haben wohl auch dazu beigetragen. An dem 
Friedensschlusse aber bin ich nicht schuld. Ich lag damals todkrank 
in Putbus. Den hat Savigny zu verantworten, der als Ultramon- 
taner den Dresdner Hof nach Kräften schonte und ihnen besonders 
mehr militärische Selbständigkeit ließ, als gut war.3 Als ich ober- 
flächlich von der Stipulation hörte, gratulierte ich ihm; als ich mir 
aber die Paragraphen genauer ansah, nahm ich meine Gratulation 
zurück.“ 
Wir sprachen darauf vom böhmischen Feldzuge, und da gedachte 
  
1 Vgl. G. u. E. II, 137. 
: S. I, 202 ff. G. u. E. II, 39 f.; 45 f. 
3 S. I, 177.
	        
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