Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

Oktober 1877 Vierundzwanzigstes Kapitel 475 
zur Linken gerückt, ein großes Sofa, auf dem mehrere Ruhekissen 
liegen. Darunter ist eins von hellblauem Sammet, auf das mit 
Silberfäden gestickt ist: „2. Mos. 33, 12 — Psalm 18, 29.“ Dar- 
unter folgt eine Krone, dann ein O, verschlungen mit B. und E. 
und darauf das Datum: „28. Juli 1847— 1872.“ Es ist ein 
Geschenk, das dem Kanzler zur Feier seiner silbernen Hochzeit dar- 
gebracht wurde, und die angedeuteten Stellen — ich darf wohl 
nicht voraussetzen, daß jeder meiner verehrten Leser eine Bibel zur 
Hand hat — lauten wie folgt: „Und Moses sprach zum Herrn: 
siehe, du sprichst zu mir, führe das Volk hinauf, und lässest mich 
nicht wissen, wen du mit mir senden willst, so du doch gesagt 
hast: ich kenne dich mit Namen, und hast Gnade gefunden vor 
meinen Augen.“ — „Denn du erleuchtest meine Leuchte, der Herr, 
mein Gott machet meine Finsternis licht."“ Vor dem Sofa steht 
ein Tisch mit Elfenbeinmosaik, die Arabesken und Blumen darstellt. 
Daneben haben zwei kleine Tische und ein Schrank Platz gefunden, 
auf dessen Thür ein elfenbeinerner Ritter Sankt Georg mit dem 
Drachen streitet, durch die der Fürst sich, wenn seine Blicke darauf 
fallen, an die vielfachen Kämpfe, die er selbst bestanden hat, und 
an die mächtigen Drachen, die dabei erlegt wurden, erinnert 
finden kann. 
An den symbolischen Schrank reiht sich ein zweites Sofa, über 
dem ein Spiegel ist, und vor dem ein Tisch mit Büchern steht. 
Auf dem Sofa lag, als ich mir den Raum und sein Gerät litte- 
rarisch abzeichnete, in Gestalt eines roten Ruhekissens mit zwei 
schwarzen Schornsteinfegern ein komisches Seitenstück zu dem ernst 
und fromm gestimmten andern Kissen. An der Wand links von. 
dem durch den Eingang Hereintretenden steht ein dritter brauner 
Nußbaumschrank mit Elfenbeinzierat, und weiterhin, dicht bei der 
Thür ein Tisch mit Stöcken, Hüten, Mützen und Handschuhen. 
Etwa drei Schritte vom Fenster, dem Waffenschrank gegenüber, 
hat der Kanzler seinen Schreibtisch aufstellen lassen. Er ist von 
Nußbaumholz und hat zu beiden Seiten des an ihm Sitzenden tiefe 
mit Handhaben und Beschlägen von Messing versehene Schubladen 
und dazwischen eine breitere und flachere. Die mit grünem Tuch 
überzogne Platte trägt einen zweiarmigen Handleuchter, in dessen 
Mitte ein zielender Bogenschütz angebracht ist. Mehrere Brief-
	        
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