482 Vierundzwanzigstes Kapitel Varzin
den großen Teich am Rande der weiten Lichtung. Darauf mit Holstein
einen Ausflug über die Lichtung hinaus in den Buchenwald am
Schwarzen Berge unternommen. Der Baron sagte mir dabei, daß der
Chef mit dem Kaiser, der im Sommer immer gegen ihn eingenommen
würde, gegenwärtig nicht gut, aber mit dem kronprinzlichen Paare
sehr gut stehe — auch mit ihr. Daß dies fortdaure, sei wünschens—
wert; denn der Fürst habe die Absicht gehabt, beim Tode des
Kaisers abzugehen, und er glaube nicht, daß seine Äußerung, er
werde dann als Führer der Opposition wiederkommen, ernsthaft
gemeint gewesen sei. Wenn er dann sehen sollte, daß ein Stein
seines Baues nach dem andern bald wacklig würde, würde er vor
Verdruß binnen kurzem sterben — quod Deus bene vertat!
Zurückgekehrt, erfahren wir, daß der Chef die Absicht gehabt
hat, mit uns eine Rundfahrt zu machen. Wir berichteten bei Tische,
wo wir gewesen sind, und ich lobte den Park als ausgedehnt und
reich an Abwechslung. Der Fürst sagte: „Gewiß, er ist schön, und
er war früher noch größer. Mein Vorbesitzer konnte von hier
anderthalb Meilen ununterbrochen im eignen Walde gehen, und
zwar meistens in Laubwald. Er hat die große Lichtung aus-
hauen lassen und in Ackerland verwandelt, weil man dachte, wo
Buchen stünden, wäre guter Boden. Es ist aber nichts dabei
herausgekommen. Der Wind hat die dünne Humusdecke aus-
getrocknet und weggeweht, und ich bemühe mich jetzt, wieder Wald
zu pflanzen.“
Er sprach dann von dem Gute Chorow, das der Graf Blumen-
thal „mitten aus dem Herzen der Besitzung heraus“ verkauft und
das jetzt von ihm, Bismarck, zurückerworben worden sei. „Ich habe
es darauf an die frühere Besitzerin verpachtet,“ sagte er. „Das ist
auch eine, deren Tod mir Vorteil bringen würde; denn ich be-
komme von ihr tausend Thaler weniger Pacht, als ich kriegen könnte,
wenn die Frau stürbe und meine Verpflichtung gegen sie — vierzehn
Jahre — erlischt."
Unter seinen weitern Mitteilungen während des Diners waren
die folgenden von besonderm Interesse.
Wir unterhielten uns vom Ausgange des Kriegs mit Frank-
reich, und der Chef erzählte: „Der König wollte mir, als ich Fürst
wurde, Elsaß und Lothringen ins Wappen geben. Ich hätte aber