Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

514 Fünfundzwanzigstes Kapitel Schönhausen 
dem Rufe seiner Meisterschaft erfüllte, müssen wir wohl auch der 
Kirche einen kurzen Besuch abstatten, in der er getauft worden ist. 
Denn, wie schon mehrfach bemerkt wurde, der Fürst ist — man 
lasse sich durch seinen Kampf mit den Schwarzen vom geraden und 
vom krummen Horne nicht beirren — ein streng religiöser Mann, 
der die Kirche als Heilsanstalt wert hält, und das alte romanische 
Gotteshaus ist in der That sehenswert. Nicht viele Dörfer Nord- 
deutschlands werden eine so alte Kirche aufzuweisen haben, die so 
wohl erhalten ist, und die sich namentlich ihrem Außern nach so 
stattlich präsentiert. 
Die Schönhausener Kirche liegt auf derselben Bodenerhebung 
wie das Herrenhaus, doch ein wenig höher, und stammt aus dem 
Anfang des dreizehnten Jahrhunderts, genauer aus dem Jahre 1202, 
also aus einer Zeit, wo das Heidentum dieser Gegend noch nicht 
lange vor dem Christentum gewichen war und Schwert und Pflug 
des Sachsen die flawische Art und Rede hier noch nicht völlig zum 
Verschwinden gebracht hatten. Von Ziegeln erbaut und mit zwei 
Reihen kleiner Rundbogenfenster versehen macht sie mit ihren dicken 
Wänden und ihrem breitschultrigen Turme den Eindruck, als ob sie 
in alter Zeit dem umwohnenden Landvolke bei feindlichen Einfällen 
zugleich als Burg und Zufluchtsstätte hätte dienen sollen. Der 
Form nach ist sie eine Basilika mit drei schmalen Schiffen, in die 
Emporkirchen hineingebaut sind. Das Innere gehört nach seiner 
Ausschmückung verschiednen Stilen an. Noch von mittelalterlicher 
Kunst geschaffen scheint ein großes weißübertünchtes Kruzifix, das 
rechter Hand vom Eingang an der Wand befestigt ist. Gleichfalls 
alt können einige der Gruftplatten von Sandstein sein, die, mit jetzt 
größtenteils abgetretnen Bildern und Inschriften versehen, den Fuß- 
boden bedecken, wo unter ihm Tote ruhn. Schon aus der Periode 
der Renaissance ist der Grabstein des Ritters Jobst von Bismarck, 
der unter einem emporkirchenartigen Betstuhle neben der Kanzel in 
die Wand eingefügt ist und die Jahreszahl 1589 trägt. Die Kanzel, 
der Altar, den Fahnen schmücken, der herrschaftliche Chorstuhl, der, 
von braunem Eichenholz gezimmert und mit hübschen Ornamenten 
verziert, der Kanzel gegenüber aus der dort sich hinziehenden Empor- 
kirche heraustritt, gehören ihrem Geschmacke nach in die zweite Hälfte 
des siebzehnten und in die erste des vorigen Jahrhunderts, aus
	        
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