530 Sechsundzwanzigstes Kapitel April—Juli 1878
Ich folgte dieser Einladung, speiste mit der Familie und ver-
handelte dann mit dem Fürsten über meine Absicht. Er erteilte
seine Einwilligung ohne Verzug und meinte nur in betreff der von
mir erbetnen Mitwirkung, wenn er die Bogen vor dem Druck durch-
sehe, daran ändere und gelegentlich etwas hinzuschriebe, so würde
er vor der Welt als Mitverfasser des Buches angesehen werden.
Ich zerstreute dieses Bedenken, indem ich bemerkte, bei seinen Leb-
zeiten werde niemand als der Verleger der Schrift, ein Freund,
auf dessen Verschwiegenheit ich mich verlassen könne, etwas davon
erfahren, daß er die Veröffentlichung des Tagebuchs in den an-
gegebnen Grenzen gestattet und unterstützt habe, auch die Druckerei
nicht, da ich mir zwei Korrekturabzüge, einen für ihn und einen
für mich, schicken lassen, und seine etwaigen Streichungen, Be-
richtigungen und Zusätze von seinem Exemplare auf das meinige
übertragen und nur dieses dem Drucker zur Beachtung übersenden
würde. Er willigte auf Grund dieser Vorstellung auch in diesen
Teil meines Anliegens, und als das Manuskript so weit vollendet
war, daß es in die Presse gehen konnte, wurde nach der eben er-
wähnten Verabredung verfahren.
Die ersten beiden Revisionsbogen gingen am 5. Juli 1878
vom Verleger an den Fürsten nach Berlin ab, die spätern nach
Kissingen, wo er sich bis in die dritte Woche des August zur
Kur aufhielt, nach Gastein, wo er bis zum 16. September eine
zweite Kur brauchte, nach Varzin und zuletzt von neuem nach Berlin,
wohin ich inzwischen wieder übergesiedelt war, und kamen, mit
den Abänderungen des Kanzlers versehen, meist wenige Tage nach
ihrer Absendung zur Übertragung der mit ihnen vorgenommnen
Korrekturen auf den für die Druckerei bestimmten Abzug mir zu.
Da über eine Vernichtung der Bogen nichts verabredet worden
war, glaubte ich sie unter den Andenken an meinen Verkehr mit
dem Fürsten aufheben zu dürfen, und ich bewahre sie noch. Auf
einigen Bogen war nichts, auf andern wenig, wieder auf andern
ziemlich viel gestrichen, doch betrug das Beseitigte nicht viel mehr
als den fünfzigsten Teil des Ganzen. Dabei hatte der Fürst offen-
bar sorgfältig gelesen; denn es waren sogar geringfügige Druckfehler
verbessert. Die größern Streichungen hatte mein durchlauchtigster
Zensor durch Randglossen motiviert und außerdem durch Begleit-