Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

548 Sechsundzwanzigstes Kapitel 24. Febr. 1879 
das trotzdem, daß es uns die Milliarden bezahlt hatte, nach wie 
vor wirtschaftlich gedieh und nicht auf freihändlerische Methode. 
Dann die Amerikaner, die sich durch die Zollerhöhung in den Stand 
gesetzt hatten, die andern auf den Weltmärkten zurückzudrängen. 
Nur zwei gingen immer mehr zurück: das reiche, vierschrötige, voll- 
saftige England mit seiner alten Industrie, die durch die verschiedensten 
Verhältnisse begünstigt war, und das arme, schwächliche, noch in 
den Anfängen begriffne Deutschland, dieses am meisten. Da mußte 
denn vorgegangen werden in ähnlicher Art, und zwar bald.“ 
Ich sagte, die Opposition scheine ihrer Sache nicht sicher zu 
sein, und ein nationalliberaler Abgeordneter, Römer aus Hildesheim, 
habe mir noch tags vorher, als ich ihm bemerkt hatte, der Fürst 
werde ohne Zweifel siegen, beigestimmt und gemeint: „Er hat uns 
ja in seiner Rede damit gedroht, daß er auflösen werde, und da 
wird mancher von uns nach den Wahlen nicht wiederkommen.“ Der 
Chef erwiderte: „Das habe ich nun nicht gerade gesagt, aber es 
kann kommen. Wenn nur die Industriellen sich nicht isolieren, sich 
nicht unter einander trennen und nicht von den Bauern. Die 
möchten über einzelnes verhandeln, über die Eisenzölle und der- 
gleichen Sachen mehr, und zwar jeder für sich. Das geht aber 
nicht, sie müssen zusammenhalten. — Wenn Sie sich das so gut 
merken wie die Bitterkeiten in Versailles, so soll es mich freuen.“ 
Ich stellte vor, es würde vielleicht gut sein, wenn ich einiges 
Material zu Aufsätzen aus den Arbeiten, die in der Angelegenheit 
im Gange wären, erhielte, damit man das Publikum vorbereiten 
könnte. Er entgegnete: „Ja, da ist aber noch nichts bereit. Die 
Verschleppung ist groß. Das heißt nicht, daß die Beamten bösen 
Willen hätten, aber sie kommen nicht vorwärts, und die Kommission 
für die Tarife wartet vergebens auf Unterlagen. Ich habe die Last 
zu den andern Lasten auf mich genommen und möchte nun alles 
allein machen. Dazu hat man noch allerhand Arger und Verdruß, 
was meiner Gesundheit nicht zuträglich ist. Auch das viele Arbeiten 
in der letzten Zeit nicht. Ich habe in Friedrichsruh mehr gearbeitet 
als in Berlin." 
Ich fragte, wie es überhaupt jetzt mit seiner Gesundheit stehe. 
„Nicht so, wie es sein sollte,“ erwiderte er. „Schwäche in 
den Beinen. Ich kann nicht lange stehen. Leiden (so verstand ich;
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.