Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

44 Siebzehntes Kapitel 14. Januar 
wäre der beste Weg für ihn über Lagny nach Metz, nicht über 
Amiens. Wollte er nicht über Corbeil gehen, so möge ers sagen; 
man werde die Militärs dann anders anweisen. „Nach dem Wunsche, 
mit Familie zu reisen — setzte er hinzu —, sollte man fast meinen, 
er wolle sich salvieren.“ 
Im weitern Verlaufe der Unterhaltung bemerkte der Minister: 
„Versailles ist eigentlich für den Geschäftsverkehr der ungeeignetste 
Ort, den man wählen konnte. Man hätte in Lagny oder Ferrieères 
bleiben sollen. Aber ich weiß wohl, warum: manche Leute, die 
nichts zu thun haben, hätten sich da zu sehr gelangweilt.“ — „Die 
langweilen sich freilich auch hier und überall." 
Er kam dann auf die deutschen Fürsten überhaupt zu reden 
und sagte: „Sie sind ursprünglich alle nur Grafen, also Reichs- 
beamte, gewesen. Die Zähringer allerdings sind ein altes Fürsten- 
geschlecht — abgesehen von dem Blute, das dazwischen gekommen 
ist." — „Die österreichischen Fürsten= und Grafenfamilien sind nur 
durch Verleihung von konfiszierten Gütern reich und mächtig ge- 
worden, die Schwarzenbergs z. B. durch die Güter eines Herren 
mit sehr unappetitlich klingendem Namen — er hieß Smiersicki.“ 
was er darauf weiter ausführte. — „Die (Habsburger) waren 
dankbar für geleistete Dienste und beschenkten ihre Leute reichlich. 
Bei uns wars anders. Da machte man sie klein, da nahm man 
dem, der große Güter besaß, was er hatte, oder zwang ihn zu 
schlechtem Tausch.“ 
Der Kanzler gedachte danach Manteuffels und äußerte: „Der 
sammelt jetzt, indem er Bill mitnimmt, feurige Kohlen auf mein 
Haupt. Wir hatten in den letzten Jahren schlecht miteinander ge- 
standen. Eine der Ursachen war, daß er in Schleswig zu viel 
Geld ausgab. Er hielt dort förmlich Hof und gab große Diners 
zu vierzig und fünfzig Personen. Er verbrauchte damit monatlich 
über dreitausend und bis zu viertausend Thalern. Das ging während 
der Zeit bis zum Kriege; aber später, als ichs vor der Rechnungs- 
kammer vertreten sollte, ging es nicht mehr, und als ichs ihm dann 
sagen mußte, nahm ers übel.“ 
Abends schrieb ich nach Angaben des Chefs einen Artikel über 
die Schwierigkeiten einer Verproviantierung von Paris, nachdem es 
sich ergeben haben wird, der in den Moniteur kommen sollte. „Wir
	        
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