578 Sechsundzwanzigstes Kapitel 22. März 1880
gesetzt! und die Herzogtümer verteilt wie bei Wallensteins Gastmahl.
Wie heißt die Stelle doch gleich? Na, ich weiß nicht.“
Ich zitierte: „Sie teilen dort am Tische Fürstenhüte aus. Des
Eggenberg, Slawata, Lichtenstein, des Sternbergs Güter werden aus-
geboten. Wenn er hurtig macht, fällt auch für ihn was ab.“
Der Chef lächelte und sagte: „Dahin gehört der Friedenthal,
ein eitler, intriganter Mensch, den ich gern gehen sah. Dann Gneist,
von dem ich früher was hielt, der aber nicht fest ist und Achsel
trägt, Delbrück und Falk, auch Rickert. Falk hat sich in einer Weise
über mein Verhältnis mit ihm geäußert, die nicht mit der Wahrheit
stimmt. Ich war immer für ihn und habe ihm die Brücke vertreten
bei unserm Allergnädigsten und viel ÄArger davon gehabt. Der
Hohenlohe soll dann den Vorsitz im neuen Ministerium haben, daß
es nach etwas aussieht. Der ist zu ihrem Kanzler ausersehen."
„Hm — sagte ich —, wer hätte das nicht schon sein wollen!
Sogar Münster."
„Ja — erwiderte er —, und andre mehr, weil das so leicht
ist. Das erinnert mich daran, wie der Kurfürst von Hessen seinen
Leibarzt nach Bernburg schickte, um sich nach dem Geisteszustande
des letzten Herzogs zu erkundigen. Er fand ihn schlimmer, als er
sich ihn gedacht hatte; er ist blödsinnig! referierte er. Mein Gott,
sagte der Kurfürst, da kann er ja nicht regieren! — Regieren, ach
ja, regieren kann er deswegen doch! erwiderte der Doktor.“
Der Chef kam dann auf seine Leitung der Geschäfte, auf die
vielen Mühen, die damit verbunden gewesen seien, auf die Sorgen
und Gefahren und auf die Gegner zu sprechen, die ihm zu allen
Zeiten in den achtzehn Jahren seiner Thätigkeit entgegengewirkt und
ihm gedroht hätten. „Oft waren es mehrere auf einmal, bisweilen
alle vier Seiten, von wo Gefahr und böser Wille drohte.“ Er
lächelte. „Da fällt mir — fuhr er fort — Gerstäcker ein, von
dem ein Witzblatt ein Bild brachte, wo zu gleicher Zeit eine Riesen-
schlange, ein Löwe, ein Krokodil und ein Bär auf ihn los wollten,
und wo er sagte: „Ei, das giebt einen schönen Artikel für die
Augsburger Allgemeinel# — Aber im Ernste, diese Gesellschaft, die
weiß alles besser, denen genüge ich nicht, die denken, ein Nach-
1 „Ministerium Gladstone“ G. u. E. II, 134. 188. 196/7.