20. Januar Siebzehntes Kapitel 65
reitende Artillerie mit ein paar Geschützen beigiebt. — Man braucht
gar nicht hineinzugehen, sondern es wird ihnen einfach gesagt:
Wenn ihr die rückständige Steuer nicht herausbringt — binnen zwei
Stunden —, so werden euch Granaten hineingeworfen. Sehen Sie
dann, daß Ernst gemacht wird, so zahlen sie. Im andern Falle
bombardiert man den Ort, und das hilft dann bei den andern. Sie
wissen, daß Krieg ist.“
Später drehte sich das Gespräch um die Dotationen, die zu
erwarten sind, wenn Friede geschlossen ist, und von diesen kam der
Chef auf die von 1866 zu sprechen, wobei er unter anderm sagte:
„Man hätte sie nicht in Geld geben sollen. Mir wenigstens wider—
stand es lange, aber endlich unterlag ich doch der Versuchung. Bei
mir wars übrigens auch schlimmer, da man es nicht vom Könige,
sondern vom Landtage bekam. Ich wollte kein Geld nehmen von
Leuten, mit denen ich mich jahrelang so bitter herumgezankt hatte.“ —
„Man hätte wie 1815 mit Domänen belohnen sollen, und es war
gute Gelegenheit dazu, besonders in dem bayrischen Zipfel unten,
den wir gewonnen hatten, und der fast aus lauter Staatsgut
besteht.“
Abends beim Thee teilte mir Bucher, als wir allein waren,
mit, daß er „vor dem Kriege die Hand stark in der spanischen
Geschichte gehabt habe“ (mir nicht sehr überraschend, da ich mich
erinnerte, daß er lange vor dem Konflikte plötzlich den Imparcial
bestellt und mir verschiedne gegen Montpensier gerichtete Artikel
aufgetragen hatte), mit Hohenzollern Vater und Sohn verhandelt,
auch in einer einstündigen Audienz in Ems die Sache mit dem
Könige besprochen habe. 1
20. Januar, Freitag. Das Wetter ist wieder nebelig, und
man hört kein Schießen mehr. Im Laufe des Vormittags erfahren
wir, daß die Pariser ihre Stellungen von gestern abend verlassen
haben und mit klingendem Spiel in die Stadt zurückmarschiert sind.
Unfre Verluste bei dem Kampfe sollen nicht erheblich sein, die
des Feindes dagegen sehr beträchtlich. Vom Westen her kommt die
Nachricht, daß Tours von unsern Truppen ohne Widerstand be-
setzt worden ist, vom Norden, daß Goeben bei Saint Quentin in
1 s. oben Band l, S. 15 u. 30, A. 1.
Busch, Tagebuchblätter 11 5