Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

70 Siebzehntes Kapitel 23. Januar 
Bei Tische sind der Sachse von Könneritz, ein hübscher Mann 
mit Adlernase und großem Bart, der General von Stosch und Löper 
zugegen. Von der Unterhaltung nichts aufzuzeichnen, als daß der 
Minister wieder davon sprach, daß es billig sein würde, den Ver- 
wundeten das Eiserne Kreuz zu geben, und daß er dabei erzählte: 
„Der Koburger sagte neulich zu mir, es wäre doch recht erfreulich, 
daß die Soldaten jetzt auch ihre Kreuze bekämen. — Ja — erwiderte 
ich ihm —, aber daß wir beiden welche gekriegt haben, war nicht 
so erfreulich.##“ Nach dem Diner Konzepte und andre Akten ge- 
lesen, darunter Heffters überaus gründlichen Bericht über die Kaiser- 
titel. Der gewissenhafte Gelehrte hat über den Gegenstand, der 
dem Chef am würschtesten ist, eine große Anzahl von Schriften 
studiert, aber unter den da aufgeführten Titulaturen kommt, wofern 
ich seine Abhandlung in der Eile recht begriffen habe, ein deutscher 
Kaiser, ein Kaiser von Deutschland, ein deutscher König und ein 
König von Deutschland nirgends vor. 
Abends in zwei Artikeln auf eine den Krieg, den Gambetta 
angefacht hat, deutlich charakterisierende Grausamkeit der Franzosen 
aufmerksam gemacht, auf den toten ostpreußischen Kürassier ohne 
Augen, der nach amtlichem Bericht auf dem Wege nach Vendome bei 
Villaria gefunden worden ist. Die Augen waren ihm ausgeschnitten. 
23. Januar, Montag. Mildes, trübes Wetter. Ich tele- 
graphiere, daß das Bombardement unfrer nördlichen Batterien gut 
wirkt, das Fort bei Saint Denis schweigt, in der Stadt Saint 
Denis sowie in Paris hat man Feuersbrünste bemerkt. Dann einen 
Artikel wegen Vergiftung von vier Preußen in Rouen mit der ent- 
sprechenden Moral gemacht und die Sammlung von französischen 
Grausamkeiten und Rechtsverletzungen durch Dr. Rosenthals Bericht 
über seine Gefangenschaft bei den Rothosen vervollständigt. 
Die Post ist heute wieder ausgeblieben, da Franctireurs eine 
Moselbrücke zwischen Nancy und Toul in die Luft gesprengt haben. 
Es wird aus allen unsern Batterien, obwohl man sie nicht hört, 
tüchtig geschossen. So berichtet der Husarenleutnant von Uslar, 
der von den Vorposten kommt, um dem Chef einen Brief von Favre 
zu überbringen. Was mag der wollen? 
Bei Tische General von Kameke, der oberste Kommandeur der 
bei der Belagerung thätigen Genietruppen, und der hellblaue Husar
	        
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