— 397 —
b) Raffinadezeltchen (Nohrzucker mit Zusatz von ätherischen Oelen oder Farbstoffen). 26,048
Material werden in Wasser gelöst, die Flüssigkeit in einen 100 cem-Kolben gebracht und zur Marke mit
Wasser verdünnt. Wenn nöthig entfärbt man mit Blutkohle.
Eine Probe des Filtrats prüst man zunächst mit Kupfervitriol und beschränkt sich je nach dem
Ergebniß entweder auf die einfache Polarisation oder führt noch die Inversion aus.
c) Santoninzeltchen (Wurmzeltchen, Gemenge von Rohrzucker mit einem Bindemittel, wie
Eiweiß, nebst einer Zuthat von Santonin). Man löst 13,0/4 g in Wasser im 100 cem-Kolben, wobei
das Santonin ungelöst bleibt, setzt etwa 5 cem Bleiessig nebst einigen Tropfen Alaun zu, läßt unter
3 Umschütteln einige Zeit stehen, verdünnt schließlich zur Marke und filtrirt. Es folgt dann die
olarisation.
d) Dessertbonbons (Fondants, Pralinés, Chokoladebonbons rc., enthaltend Rohrzucker, eventuell
Invertzucker, und Einlagen von Marmelade, Früchten oder Chokolade). 13,03/4 g werden mit Wasser
unter Zusat einiger Tropfen Ammoniak bis zur Lösung behandelt. Bleibt wenig Rückstand, so kann die
ganze Masse in das 100 cem-Kölbchen gebracht, anderenfalls muß filtrirt werden. Die eine Hälfte der
Flüssigkeit verwendet man zur Inversion und klärt nachher mit Blutkohle, die andere Hälfte wird direkt
polarisirt, nachdem man zuerst im 50/55 cem-Kolben mit Thonerde geklärt hat.
ge) Marzipanmasse und Fabrikat (Rohrzucker mit zerquetschten Mandeln). 13/0 g Material
werden mit kaltem Wasser im Porzellanmörser zerrieben, sodann in einem Kölbchen mit 50 ccm Wasser
und etwa 30 cem Thonerdebrei versetzt, gut durchgeschüttelt und durch ein Faltenfilter gegossen. Den
Trichter setzt man auf einen 200 cem-Kolben und wäscht die Masse so lange mit Wasser, bis die Marke
erreicht ist. Da in dem Marzipan sich kein Invertzucker vorfindet, so kann die Flüssigkeit direkt im
2 dm-Rohr polarisirt werden, worauf die Ablesung wegen des angewandten halben Normalgewichts und
der Verdünnung auf 200 cem mit 4 multiplizirt werden muß.
Cakes und ähnliche durch Zucker versüßte Backwaaren. 26),48 g des gepulverten
Materials werden in einem Becherkolben mit etwa 75 cem Alkohol von 85 bis 90 Volumenprozent min-
destens ½ Stunde in der Wärme stehen gelassen, hierauf durch ein Nesselfilter gegossen und der Rück-
stand mehrmals mit Alkohol ausgewaschen. Das in einer Porzellanschale aufgefangene Filtrat erwärmt
man auf dem Wasserbade bis zum vollständigen Verflüchtigen des Alkohols, zuletzt unter Zusatz von
½ 8 Blutkohle und filtrirt schließlich durch ein Faltenfilter in einem 100 cem-Kolben. Von der Flüssig-
keit werden 50 cem zur Inversion, der Rest zur direkten Polarisation verwendet.
) Verzuckerte Süd= und einheimische Früchte und in Zuckerauflösungen einge-
machte Früchte (Marmelade, Pasten, Kompots, Gelées). Dieselben enthalten neben Rohrzucker eine
erhebliche Menge Invertzucker und ferner Pektinstoffe. Die wässerige Lösung der letzteren besitzt jedoch
kein Drehungsvermögen. ·
Ist das Material fest, so werden von einer zerquetschten oder in dünne Scheiben geschnittenen
Durchschnittsprobe 13,024 g mit 30 bis 50 cem Wasser nebst einigen Tropfen Ammoniak (zur Bindung
freier Fruchtsäuren) versetzt und mehrere Stunden stehen gelassen. Sodann filtrirt man durch ein
Nesselfilter in einen 100 oder 200 cem-Kolben, wäscht den Rückstand wiederholt mit heißem Wasser, setzt
zu dem Filtrat eiwa 10 cem Thonerdebrei nebst ½ x Blutkohle, läßt unter häusigem Umschütteln einige
Zeit siehen und verdünnt schließlich bis zur Marke. Die durch ein Faltenfilter gegossene Flüssigkeit muß
nach dem Inversionsverfahren polarisirt werden.
In gleicher Weise werden Fruchtgelces und Marmeladen behandelt.
Bde man bei Waaren der Ziffer II g den Zuckergehalt nach der oben angegebenen Formel
R = 1 berechnen, so würde man nur den zur Zeit der Untersuchung in den Waaren noch
vorhandenen Gehalt an Rohrzucker erhalten. Bei der Herstellung der Fabrikate ist ursprünglich eine viel
größere Menge Rohrzucker verwandt worden, von welcher aber ein erheblicher Theil durch die Säuren
der Früchte in Invertzucker umgewandelt wurde.
Dieser der Steuervergütung zu Grunde zu legende ursprüngliche Rohrzuckergehalt der Waare,
welcher vorhanden sein müßte, wenn keine Innerlzuckerbildung stattgefunden hätte, läßt sich nun berechnen
aus der Linksablenkung, welche die durch Behandlung mit Salzsäure vollständig invertirte Lösung des
Fabrikats zeigt. Bezieht man diese Beobachtung auf 26,048 g angewandten Materials, gelöst zu 100 cem
4n auf die Rohrlänge von 2 Am, so hat man, wenn die erhaltene Zahl B genannt wird, folgende
Verhältnisse: