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bis man einen gewissen, bei einiger Uebung leicht zu findenden hellblauen bis blauvioletteir Ton
bei ungefährer Nullpunkteinstellung gefunden hat. · «
Die Scharfeinstellung des Nullpunkts erfolgt in der Weise, daß man die Schraube unter-
halb des Fernrohrs hin= und herspielen läßt, bis die beiden durch den Faden getrennten Hälften
des Gesichtsfeldes bei dem Farbenapparat genau gleich gefärbt, bei dem Halbschattenapparat gleich
beschattet erscheinen.
Das Resultat der Nullpunktablesung wird bei beiden Apparaten in gleicher Weise fest-
gestellt. Man liest an der mit einem Nonius versehenen Skala des Apparats, welche man durch
Verschiebung eines zur Beobachtung derselben dienenden Fernrohrs und durch Beleuchtung mit einer
Kerze scharf sichtbar machen kann, das Resultat der Einstellung ab. Auf dem festliegenden Nonius
ist der Raum von 9 Theilen der Skala in 10 gleiche Theile getheilt. Der Nullpunkt des Nonius
zeigt die ganzen Grade an, die Theilung des Nonius wird zur Ermittelung der zuzuzählenden
Zehntel benutzt. Wenn der Nullpunkt des Apparats richtig steht, so muß die ihn bezeichnende Linie
mit der des Nullpunkts des Nonius zusammenfallen. Ist dies nicht der Fall, so muß die gefundene
Abweichung notirt und nachher bei der Polarisation in Anrechnung gebracht werden.
Man begnügt sich nicht mit einer Einstellung des Nullpunkts, sondern macht 5 bis 6
Einstellungen und berechnet das Mittel der dabei gefundenen Abweichungen. Geben einzelne Ab-
lesungen eine Abweichung von mehr als 3/10 Theilstrichen von dem Durchschnitte, so werden die-
selben als unrichtig ganz außer Betracht gelassen. Zwischen je zwei Beobachtungen gönnt man
dem Auge 20 bis 40 Sekunden Ruhe.
Hat man mehrere Analysen neben einander auszuführen, so ist es nicht nöthig, vor jeder
einzelnen den Nullpunkt einzustellen, sondern es genügt, wenn dies nach Verlauf einer Stunde von
neuem geschieht.
Nachdem die Nullpunkteinstellung stattgefunden hat, wird das Rohr mit der Zuckerlösung
in den Apparat gelegt. Man wiederholt jetzt die Scharfeinstellung des Fernrohrs, bis der Faden,
welcher das Gesichtsfeld theilt, wieder deutlich sichtbar und ein scharfes kreisrundes Bild des
Gesichtsfeldes erzielt wird. Bleibt das Gesichtsfeld auch nach geeigneter Veränderung der Einstellung
getrübt, so muß die ganze Untersuchung noch einmal von vorn begonnen werden. Hat man dagegen
ein klares Bild erzielt, so dreht man die unter dem Fernrohre befindliche Schraube wieder so lange,
bis im Farbenapparat Farbengleichheit, im Halbschattenapparat gleiche Beschattung eingetreten ist.
Hierauf liest man an der Skala denjenigen Grad, welcher zunächst dem Nullpunkt des Nonius steht,
und an letzterem die Zehntelgrade ab. Wiederum führt man 5 bis 6 Beobachtungen mit Zwischen-
räumen von 10 bis 40 Sekunden aus und nimmt als Endresultat der Polarisation den Durch-
schnitt der abgelesenen Grade. Zwischen den einzelnen Beobachtungen dreht man das Rohr im
Apparat um Winkel von etwa 60 Grad. Stand der Nullpunkt nicht genau ein, so muß man die
Abweichung desselben hinzurechnen, wenn derselbe nach links, und abziehen, wenn er nach rechts
verschoben war; auch ist erforderlichenfalls die Ablesung in Rücksicht auf die Anwendung von Kohle
zur Klärung in der oben angegebenen Weise zu korrigiren.
Jedes Polarisationsinstrument muß vor seiner ersten Ingebrauchnahme und auch später
von Zeit zu Zeit, besonders wenn es starken Erschütterungen ausgesetzt gewesen ist, auf seine
Richtigkeit geprüft werden, indem man den Nullpunkt einstellt und die Skala mittelst sogenannter
Normalquarzplatten, deren Polarisation bekannt ist, prüft. Auch kann die Prüfung mittelst 26/0%
chemisch reinem Zucker erfolgen, dessen Lösung genau 100 Grad polarisiren muß, wenn der Null-
punkt richtig steht.
Bei der Kontrole der Richtigkeit des Apparats ergeben sich für Halbschattenapparate mit-
unter dadurch Schwierigkeiten, daß eine völlige Gleichheit der beiden Hälften des Gesichtsfeldes sich
nicht erzielen läßt. Eintretendenfalls hat man statt des gewöhnlichen Fernrohrs ein solches mit
einer dünnen Platte von rothem chromsauren Kali einzusetzen, welche die Farbenungleichheit beseitigt.
Alsdann gelingt die Einstellung des richtigen Punktes auch denjenigen, welche im Gebrauch des
Apparats weniger geübt sind.
Polarisation
der Lösung.
Kontrole der
Richtigkeit des
Apparats.