Full text: Central-Blatt für das Deutsche Reich. Sechsundzwanzigster Jahrgang. 1898. (26)

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B. Ausführung der Untersuchung. 
Die Auswahl der bei der Butteruntersuchung auszuführenden Bestimmungen richtet sich nach 
der Fragestellung. Handelt es sich um die Untersuchung einer Butter auf fremde Fette, so ist zunächst 
die Prüfung auf Sesamöl, die refraktometrische Prüfung und demnächst die Bestimmung der flüchtigen 
Fettsäuren auszuführen. Je nach dem Ausfalle dieser Bestimmungen kann die Anwendung anderer 
Prüfungsverfahren nothwendig werden; die Wahl der Verfahren hat der Chemiker von Fall zu Fall 
unter Berücksichtigung der näheren Umstände vorzunehmen. 
1. Bestimmung des Wassers. 
58 Butter, die von möglichst vielen Stellen des Stückes zu entnehmen sind, werden in einer 
mit gepulvertem, ausgeglühtem Bimssteine beschickten, tarirten flachen Nickelschale abgewogen, indem man 
mit einem blanken Messer dünne Scheiben der Butter über dem Schalenrand abstreift; hierbei ist für 
möglichst gleichförmige Vertheilung Sorge zu tragen. Die Schale wird in einen Soxhletschen Trocken- 
schrank mit Glycerinfüllung oder einen Vakuumtrockenapparat gestellt. Nach einer halben Stunde wird 
die im Trockenschrank erfolgte Gewichtsabnahme festgestellt; fernere Gewichtskontrolen erfolgen nach je 
weiteren 10 Minuten, bis keine Gewichtsabnahme mehr zu bemerken ist; zu langes Trocknen ist zu ver- 
meiden, da alsdann durch Oxydation des Fettes wieder Gewichtszunahme eintritt. 
2. Bestimmung von Kasein, Milch zucker und Mineralbestandtheilen. 
5 bis 10 g Butter werden in einer Schale unter häufigem Umrühren etwa 6 Stunden im Trocken- 
schranke bei 100° C. vom größten Theile des Wassers befreit; nach dem Erkalten wird das Fett mit 
etwas absolutem Alkohol und Aether gelöst, der Rückstand durch ein gewogenes Filter von bekanntem 
geringem Aschengehalte filtrirt und mit Aether hinreichend nachgewaschen. 
Der getrocknete und gewogene Filterinhalt ergiebt die Menge des wasserfreien Nichtfetts 
(Kasein + Milchzucker + Mineralbestandtheile). 
Zur Bestimmung der Mineralbestandtheile wird das Filter sammt Inhalt in einer Platin- 
schale mit kleiner Flamme verkohlt. Die Kohle wird mit Wasser angefeuchtet, zerrieben und mit heißem 
Wasser wiederholt ausgewaschen; den wässerigen Auszug filtrirt man durch ein kleines Filter von be- 
kanntem geringem Aschengehalte. Nachdem die Kohle ausgelaugt ist, giebt man das Filterchen in die 
Platinschale zur Kohle, trocknet beide und verascht sie. Alsdann giebt man die filtrirte Lösung in die 
Platinschale zurück, verdampft sie nach Zusatz von etwas Ammoniumkarbonat zur Trockne, glüht ganz 
schwach, läßt im Exsikkator erkalten und wägt. 
Zieht man den auf diese Weise ermittelten Gehalt an Mineralbestandtheilen von der Gesammt- 
menge von Kasein + Milchzucker + Mineralbestandtheilen ab, so erhält man die Menge des im Weseni- 
lichen aus Kasein und Milchzucker bestehenden „organischen Nichtfetts". 
Die Bestimmung des Chlors erfolgt entweder gewichtsanalytisch oder maßanalytisch in dem 
wässerigen Auszuge der Asche, beziehungsweise bei hohem Kochsalzgehalte der Asche in einem abgemessenen 
Theile des auf ein bestimmtes Volumen gebrachten Aschenauszugs nach folgenden Verfahren: 
  
  
  
a) Gewichtsanalzytisch. 
Der wässerige Auszug der Asche oder ein abgemessener Theil derselben wird mit Salpetersäure 
angesäuert und das Chlor mit Silbernitratlösung gefällt. Der Niederschlag von Chlorsilber wird auf 
einem Filter von bekanntem geringem Aschengehalte gesammelt und bei 100° getrocknet. Dann wird das 
Filter in einem gewogenen Porzellantiegel verbrannt. Nach dem Erkalten befeuchtet man den Rückstand 
mit einigen Tropfen Salpetersäure und Salzsäure, verjagt die Säuren durch vorsichtiges Erhitzen, steigert 
dann die Hitze bis zum Schmelzen des Chlorsilbers und wägt nach dem Erkalten. Jedem Gramm Chlor- 
silber entsprechen 0,7 g Chlor oder O#s g Chlornatrium. 
b) Maßanalytisch. 
Man versetzt den wässerigen Aschenauszug beziehungsweise einen abgemessenen Theil desselben 
mit 1 bis 2 Tropfen einer kalt gesättigten Löosung von neutralem, gelbem Kaliumchromat und titrit ihn 
unter fortwährendem sanften Umschwenken oder Umrühren mit 110—Normal-Silbernitratlösung; der
	        
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