Full text: Central-Blatt für das Deutsche Reich. Sechsundzwanzigster Jahrgang. 1898. (26)

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gebogenen Glasrohrs (von 20 em Höhe und 6 mm lichter Weite), welches an beiden Enden stark ab- 
geschrägt ist, mit einem Kühler (Länge des vom Wasser umspülten Theiles nicht unter 50 cm) verbunden, 
und sodann werden genau 110 cem Flüssigkeit abdestillirt (Destillationsdauer nicht über ½ Stunde)g. 
Das Destillat mischt man durch Schütteln, filtrirt durch ein trockenes Filter und mißt 100 cem ab. 
Diese werden nach Zusatz von 3 bis 4 Tropfen Phenolphtaleinlösung mit ½10—Normal-Alkalilauge titrirt. 
Der Verbrauch wird durch Hinzuzählen des zehnten Theiles auf die Gesammtmenge des Destillats be- 
rechnet. Bei jeder Versuchsreihe führt man einen blinden Versuch aus, indem man 10 cem der alkoholi- 
schen Kalilauge mit so viel verdünnter Schwefelsäure versetzt, daß ungefähr eine gleiche Menge Kali wie 
bei der Verseifung von 5 g Fett ungebunden bleibt, und sonst wie bei dem Hauptversuche verfährt. Die 
bei dem blinden Versuche verbrauchten Kubikcentimeter /10—Normal—Alkalilauge werden von den bei dem 
Hauptversuche verbrauchten abgezogen. Die so erhaltene Zahl ist die Reichert-Meißlsche Zahl. Die 
alkoholische Kalilauge genügt den Anforderungen, wenn bei dem blinden Versuche nicht mehr als 0/1 ccm 
1½/10—Normal—Alkalilauge zur Sättigung von 110 cem Destillat verbraucht werden. 
Die Verseifung des Butterfetts kann statt mit alkoholischem Kali auch nach folgendem Verfahren 
ausgeführt werden. Zu genau 5 8 Butterfett giebt man in einem Kölbchen von etwa 300 cem Inhalt 
20 8 Glycerin und 2 cem Natronlauge (erhalten durch Auflösen von 100 Gewichtstheilen Natrium- 
hydroxyd in 100 Gewichtstheilen Wasser, Absetzenlassen des Ungelösten und Abgießen der klaren Flüssig- 
keit). Die Mischung wird unter beständigem Umschwenken über einer kleinen Flamme erhitzt; sie geräth 
alsbald ins Sieden, das mit starkem Schäumen verbunden ist. Wenn das Wasser verdampft ist (in der 
Regel nach 5 bis 8 Minuten), wird die Mischung vollkommen klar; dies ist das Zeichen, daß die Ver- 
seifung des Fettes vollendet ist. Man erhitzt noch kurze Zeit und spült die an den Wänden des Kolbens 
haftenden Theilchen durch wiederholtes Umschwenken des Kolbeninhalts herab. Dann läßt man die 
flüssige Seife auf etwa 80 bis 90° abkühlen und wägt 90 g Wasser von etwa 80 bis 90 hinzu. 
Miist entsteht sofort eine klare Seifenlösung; anderenfalls bringt man die abgeschiedenen Seifentheile durch 
Erwärmen auf dem Wasserbade in Lösung. Man versetzt die Seifenlösung mit 50 cem verdünnter 
Schwefelsäure (25 cem konzentrirte Schwefelsäure im Liter enthaltend) und verfährt weiter wie bei der 
Verseifung mit alkoholischem Kali. 
e) Bestimmung der Verseifungszahl (der Köttstorferschen Zahl). 
Man wägt 1 bis 2 g Butterfett in einem Kölbchen aus Jenaer Glas von 150 cem Inhalt ab, 
setzt 25 cem einer annähernd ½= normalen alkoholischen Kalilauge hinzu, verschließt das Kölbchen mit 
einem durchbohrten Korke, durch dessen Oeffnung ein 75 cm langes Kühlrohr aus Kaliglas führt. Man 
erhitzt die Mischung auf dem kochenden Wasserbade 15 Minuten lang zum schwachen Sieden. Um die 
Verseifung zu vervollständigen, ist der Kolbeninhalt durch äfteres Umsewenren, jedoch unter Vermeidung 
des Verspritzens an den Kühlrohrverschluß, zu mischen. Das Ende der Verseifung ist daran zu erkennen, 
daß der Kolbeninhalt eine gleichmäßige, vollkommen klare Flüssigkeit darstellt, in der keine Fetttröpschen 
mehr sichtbar sind. Man versetzt die vom Wasserbade genommene Lösung mit einigen Tropfen alkoholischer 
Phenolphtaleinlösung und titrirt die noch heiße Seifenlösung sofort mit ½-Normalsalzsäure zurück. Die 
Erenze ( Neutralisation ist sehr scharf; die Flüssigkeit wird beim Uebergang in die saure Reaktion rein 
gelb gefärbt. 
Bei jeder Versuchsreihe sind mehrere blinde Versuche in gleicher Weise, aber ohne Anwendung 
von Fett, auszuführen, um den Wirkungswerth der alkoholischen Kalilauge gegenüber der ½no#male# 
Salzsäure festzustellen. 
Aus den Versuchsergebnissen berechnet man, wieviel Milligramm Kaliumhydroxyd erforderlich 
sind, um genau 1 g des Butterfetts zu verseifen. Dies ist die Verseifungszahl oder Köttstorfersche Zahl 
des Butterfetts. 
Zu d und e: Die Bestimmung der Reichert-Meißlschen sowie der Kötistorferschen Zahl kann auch 
in folgender Weise verbunden werden: 
Man löst 20 Gewichtstheile möglichst blanke Stangen mit Alkohol gereinigten Aetzkalis in etwa 
60 Gewichtstheilen absolutem Alkohol durch anhaltendes Schütteln in einer verschlossenen Flasßze auf. 
Sodann läßt man absetzen und gießt die obere klare Lösung durch Glaswolle oder Asbest ab. Ihr 
Gehalt an Kaliumhydroxyd wird bestimmt und die Lösung darauf soweit mit Wasser und Alkohol verdünnt, 
daß sie in je 10 cem etwa 1,6 g Kaliumhydroxyd und einen Alkoholgehalt von ungefähr 70 Volum- 
prozent aufweist. 
 
	        
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